
Navid Kermani: „Was jetzt möglich ist“
Navid Kermani, geboren 1967 in Siegen, ist Deutscher und Iraner. Obwohl er hier aufgewachsen und sozialisiert worden ist, hat er nie seine iranischen – muslimischen – Wurzeln vergessen oder gar verleugnet. In gewisser Weise vollführt er seit Jahrzehnten einen geistigen Spagat zwischen beiden Kulturen, der vor allem nach der Revolution 1979 und den letzten dreißig […]

Gün Tank: „Die Optimistinnen: Roman unserer Mütter“
Die Autorin Gün Tank legt mit „Die Optimistinnen“ ihren ersten Roman vor. Sie erzählt die Geschichte ihrer Mutter Nour, die mit anderen Frauen Anfang der 1970er Jahre als „Gastarbeiterin“ aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist. Die Geschichte dieser Frauen wird nirgends erzählt. Wenn von „Gastarbeitern“ gesprochen wird, dann nur von Männern. Dass viele, häufig […]

Philosophicum Lech: „Der Hass“
Das „Philosophicum Lech“ ist ein eher nicht-instutioneller Verbund zeitgenössischer Geisteswissenschaftler, schwerpunktmäßig Philosophen, die sich jährlich im Arlberger Skiort Lech zu einem Gedankenaustausch über ein aktuelles Thema treffen. Im September 2022 stand der „Hass“ auf dem Programm, der sich seit Jahren vor allem im Internet austobt. Der emeritierte Wiener Philosophieprofessor Konrad Paul Liessmann, von dem wir […]

Ian McEwan: „Lektionen“
Roland Baines ist der Protagonist des neuen Romans „Lektionen“ des britischen Autors Ian McEwan. Roland Baines ist wie der Autor im Jahr 1948 geboren, wir Leser begleiten ihn auf seinem Lebensweg bis 2021. McEwan verknüpft Rolands individuelle Lebensgeschichte mit den großen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen in diesen 72 Jahren. Als Gegenmodell einer Lebensgeschichte entwickelt McEwan […]

Sasha Filipenko: „Kremulator“
Pjotr Iljitsch Nesterenko wird am 23. Juli 1941 in Moskau verhaftet und nach Saratow überstellt. Deutschland hatte am Tag zuvor der Sowjetunion den Krieg erklärt. Zeitgleich verhaften die wachsamen sowjetischen Behörden in der Hauptstadt etwa tausend weitere Personen als angebliche Spione. Nesterenko muss verschiedene Verhöre über sich ergehen lassen, in denen immer wieder behauptet wird, […]

Kai Meyer:“Die Bücher, der Junge und die Nacht“
Im Jahr 1943 fallen die Bomben auf Deutschland. In Leipzig wird ein etwa zehnjährige rJunge von einem Fremden aus seinem Verlies, einem fensterloser Raum voller Bücher, gerettet. Hier wurde der Kleine über Jahre in vollständiger Isolation gefangen gehalten. Das Lesen hatte man ihm im Alter von fünf Jahren noch beigebracht. Danach kreiste seine Welt nur […]

Silvia Ferrara: „Der Sprung“
Wenn wir hier ein Buch wie dieses rezensieren, dann verwenden sowohl die Buchautorin als auch wir einen allgemein akzeptierten Zeichenvorrat, der in der Schrift wie auch in der gesprochenen Sprache auf je eigene Weise verwendet wird. Dabei setzen wir das Verständnis und die Akzeptanz dieses Zeichenvorrats als selbstverständliche kulturelle Fähigkeit des „homo sapiens“ voraus. Doch […]

Revue mit „Drei-Groschen“-Flair
In seinem Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ aus dem Jahr 1931 beschreibt Erich Kästner ungeschminkt die Zustände im Berlin der ausgehenden 20er und beginnenden 30er Jahre. Hedonismus vor allem sexueller Prägung und weitgehender Verzicht auf jegliche Moralvorstellungen stehen dabei im Vordergrund. Dabei hatte der Autor in einem ersten Entwurf mit dem Titel „Gang vor […]

Julia Schoch: „Das Liebespaar des Jahrhunderts“
„Ich liebe Dich“, „Ich verlasse Dich“: erstaunlich, dass beide Sätze nur aus drei Worten bestehen, obwohl sie etwas sehr Existenzielles ausdrücken. Den Beginn jeder Liebe läutet der Satz „Ich liebe Dich“ ein; das Ende „Ich verlasse Dich“ ist schnell gesagt und grausam in seiner Endgültigkeit. Julia Schoch beginnt ihre „Biographie einer Frau“ mit dem Gedanken, […]

Jean-Pierre Wils: „Warum wir Trost brauchen“
Das menschliche Bedürfnis des Trostes ist im Laufe der Jahrhunderte schon sehr oft Gegenstand mehr oder minder literarischer Texte gewesen, und die Vertreter der verschiedenen Religionen dürften dabei eine zentrale Rolle gespielt haben. Daher weckt der Titel dieses Buches im ersten Augenblick ein wenig Verwunderung, zumal es von einem renommierten zeitgenössischen Philosophen stammt. Jean-Pierre Wils […]