Archive | Schauspiel

2204_identitti_1

Englisch-deutsches Thesen-Gewitter

Wir haben Mithu Sanyals Roman „identitti“ an dieser Stelle bereits besprochen, daher wollen wir hier nicht mehr detailliert auf die Handlung eingehen. Die erwähnte Rezension betont jedoch bereits die nicht nur komplizierte sondern inhärent ambivalente Diskurslage zum Thema der ethnischen Identität. Die Bühnenversion muss also nicht nur einen komplexen Thesenroman verarbeiten, sondern auch alle internen […]

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2203_showtime_1

Der Verlierer gibt alles …

„The Winner takes it all“ ist ein durchaus tiefgründiger Spruch aus Sicht sowohl der Kapitalismuskritiker als auch der von ihnen kritisierten Zielgruppe. Und wo es übermächtige Gewinner gibt, stehen stets die jeweiligen Verlierer im Schatten. Diese Verlierer, denen rein gar nichts zu gelingen scheint, stehen im Mittelpunkt der Einmann-Show „Showtime“ des Staatstheaters Darmstadt, die am […]

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Panther im Glaskäfig

„Ihr Blick ist vom Vorübergehn der Scheiben so müd geworden, dass er nichts mehr hält“ – die leicht abgewandelte erste Strophe aus Rilkes „Panther“ könnte als Motto über der Frankfurter Inszenierung von Ibsens „Hedda Gabler“ stehen. Mateja Koleznik, die im Schauspiel Frankfurt bereits „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ inszeniert hat, geht jetzt noch weiter in die Vergangenheit […]

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2202_Bunbury_1

Festival der billigen Lacher

Bereits die erste Szene spiegelt den Grundtenor dieser Neuinszenierung von Oscar Wildes Komödie „Bunbury“ wider: da stellt sich Béla Milan Uhrlau als Algernon vor den noch geschlossenen Vorhang und vertilgt mit wachsender Gier und sinkender Esskultur etwa fünf Sandwiches. Hier regiert der reine Slapstick ohne jeglichen Bezug zur Handlung oder gar Anspruch auf Hintergründigkeit und […]

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Spagat zwischen Original und Neudeutung

„König Lear“ ist eine der ergreifendsten und konsequentesten Tragödien Shakespeares, die man auf deutschen Bühnen leider zu selten sieht. Über Jahrzehnte haben es sich Regisseure zur Aufgabe gemacht, große Bühnenstoffe neu zu deuten und gegebenenfalls auch inhaltlich zu ändern, was immer wieder zu heftigen Diskussionen über Werktreue und Respekt gegenüber dem Original führte. Seit einiger […]

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Freiheit zuende gedacht

Die freie Selbstbestimmung des Menschen steht in der westlichen Kultur an vorderster Stelle, und das nicht nur in liberal-konservativen Kreisen, sondern vor allem bei der Linken (von der echten Rechten ganz abgesehen), wie man etwa an dem identitären Diskurs sieht. Ferdinand von Schirach, der sich seit einiger Zeit in Theaterstücken – etwa „Terror“ – aktuellen […]

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Hund wohin gehen wir

Jugend als Gefängnis

Eine Uraufführung reizt stets zu besonderen Inszenierungen, und sei es nur, um einem neuen Stück die höchst mögliche Aufmerksamkeit zu bieten. Am Staatstheater Darmstadt hat man diese Sonderstellung für Anne Leppers Stück „Hund wohin gehen wir“ mit zwei Maßnahmen erreicht: einerseits hat man die Aufführung in die städtische Kunsthalle verlegt, und andererseits spielt man die […]

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Ein Spiegelkabinett der Spielebenen

Shakespeares „Hamlet“ mit dem berühmten Dialog – „To be or not to be“ – dürfte eines der weltweit meistgespielten Stückes sein, und Generationen von Schauspielern haben sich diese Rolle für die eigene Karriere sehnlichst gewünscht. In den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt ist jetzt eine ganz besondere Inszenierung dieses Paradestücks von dem dänischen Regisseur Tue Biering […]

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Der Kreis der Leere

Das Theaterpublikum zumindest des bürgerlichen (einund)zwanzigsten Jahrhunderts erwartet von jedem Stück eine konkrete Aussage oder zumindest einen klar erkennbaren Zweck. Letzterer kann in der Unterhaltung oder in der Belehrung liegen, erstere in der Schilderung menschlicher Schwächen oder in der Abhandlung eines typischen Konflikts. Diese nicht zuletzt durch die rationale Organisation der kapitalistischen Wirtschaftsform bedingte Erwartungshaltung […]

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2110_mephisto_3

Selbstreferentielle Abgründigkeit

Die ältere Generation kennt Gustav Gründgens nicht nur als unübertroffenen „Mephisto“ in Goethes „Faust“, sondern auch als renommierten und gut vernetzten Theater-Intendanten. Er begann seine Karriere als einfacher Schauspieler in einer Hamburger Provinzbühne – ja: Hamburg galt damals aus Berliner Kultursicht als Provinz. Dort lernte er Klaus Mann und dessen Schwester Erika kennen, die er […]

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