Die Kammerspiele des Staatstheaters Darmstadt zeigen Heinrich von Kleists „Der Prinz von Homburg“. Zwei Kleist-Premieren in einer Woche im Staatstheater Darmstadt. Wer diese Kleist-Häufung auf einen etwas ungeschickten Zufall zurückführte, lag falsch, denn sie war beabsichtigt. Sowohl in der „Penthesilea“ als auch im „Prinzen“ geht es einerseits um den Krieg, eine oder gar „die“ elementare […]
Archive | Schauspiel
Hängepartie im Netz
Das Schauspiel des Staatstheaters Darmstadt inszeniert Kleists Trauerspiel „Penthesilea“. Vor zehn Jahren haben wir die Frankfurter Inszenierung dieses selten gespielte Stück kritisch rezensiert. Ein Grund für die Schwierigkeiten jeder Inszenierung liegt in der extremen Textlastigkeit des Stücks, in dem große Teile der „Handlung“ von unbeteiligten Personen berichtet werden, so wie man früher auch Schlachten – aus […]
Die beklemmende Dekadenz des Krieges
Kaputt – Tour de Force nach Malaparte Wenn wir Menschen an Krieg denken, so ist das bekanntlich diesig-düster bis nachtschwarz, verregnet, und das Geschehen findet seinen Lauf der Dinge in einer Brachlandschaft aus Zerstörung und Tod. Und natürlich führt der Krieg früher oder später zu solch verkommenden Stadtbildern, die uns bekannt sind – beginnen kann er […]
Bonaparte, bitterböse Banker, betrogene Bürger
Das Münchner „Metropoltheater“ gastiert mit Ulf Schmidts kabarettistischer Komödie „Schuld und Schein“ in Darmstadt. Eigentlich hat der Verfasser dieses Stücks – oder das Metropoltheater? – eine neue Theatergattung kreiert, denn das Stück ist offiziell als „ein Geldstück“ untertitelt. Abgesehen von der Doppeldeutigkeit dieser Bezeichnung bringt es den Inhalt in einem Wort recht gut auf den Punkt. […]
Die bittere Seite der Liebe
Das Foyer des Staatstheaters Darmstadt wird zur Bühne für Fjodor Dostojewskis Novelle „Weiße Nächte“. „Neue Besen kehren gut“ – sagt der Volksmund. Das gilt auch für die neue Intendanz des Staatstheaters, in diesem Fall ganz ohne doppelbödige Ironie. Das Schauspiel hat sich ein neues Format einfallen lassen, das für mehr Publikumsnähe sorgen soll. Im Foyer […]
Flucht als Zeichen des Absurden
Die Kammerspiele des Staatstheaters Darmstadt zeigen Boris Vians Einakter „Die Reichsgründer oder Das Schmürz“. Wer sich mit dem dünnen Hintergrundtext des Programmheftes nicht zufrieden gibt, sucht im Internet – wir ersparen uns hier das gängige Verb – nach dem Autor und diesem Stück. Die Recherche ergibt, dass Vian darin die französischen Koloniekriege der fünfziger und sechziger […]
Die melancholische Seite des Showbiz
Die „Neue Bühne Darmstadt“ inszeniert Woody Allens Filmkomödie „Broadway – Danny Rose“. Das amerikanische Show Business – kurz „Showbiz“ genannt – ist für knallhartes Geschäftsgebaren bekannt, wenn nicht berüchtigt. Was auf der Bühne als humorvolle, menschelnde oder gar rührselige Unterhaltung – neudeutsch „Entertainment“ – daherkommt, ist in Wirklichkeit ein gnadenloser Konkurrenzkampf um die Pfründe des […]
LGTBIQA – Andersartigkeit als Lebensform
Das Berliner Maxim Gorki Theater bringt Falk Richters „Small Town Boy“ auf die Bühne. LGTBIQA. Und nun? Zumindest die anfängliche Buchstabenfolge sollte einer offenen Weltbürgerin oder einem gesellschaftlich Interessierten schon mal begegnet sein. Lesbian, gay, transvestite, bisexual – Begriffe und sexuelle Neigungen, mit denen sich etwas verbinden lässt. Hinzu kommen je nach Sichtweise als gegensätzliche Erscheinungsformen […]
Der Rest ist Schweigen
Die Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt bringen in „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ die Sprachlosigkeit auf die Bühne. Fast jeder kennt Hans Christian Andersens Märchen vom „Kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzchen“, in dem ein kleines Mädchen im dünnen Hemd in einer eiskalten Nacht erfolglos Streichhölzer zu verkaufen versucht und bei dem Versuch, sich mit den Streichhölzern etwas Wärme zu verschaffen, eine […]
Die Wiederkehr des epischen Theaters
Im Schauspiel des Staatstheaters Darmstadt kommt Gustave Flauberts Roman „Madame Bovary“ auf die Bühne. Die Diskussion über die Theatralisierung von Romanstoffen beherrscht seit einiger Zeit wieder einmal das Feuilleton. Dabei scheiden sich die Geister, und die Gegner fragen, warum man denn unbedingt epische Stoffe für die Bühne verbiegen müsse, wenn es genug junge Theaterautoren mit […]