Gerade einen Tag nach der Premiere von Claudi Monteverdis „L´Orfeo“ legte das Staatstheater nach mit der Premiere einer weiteren Oper, die ein Individuum im Zwiegespräch mit der göttlichen Instanz zeigt. Olivier Messiaens „Saint François d´Assise“ schildert das Leben des heiligen Franz von Assisi und seinen Versuch, Gott und Jesus durch konsequente Bedürfnislosigkeit und Demut nahe […]
Archive | Theater
Die Entstehung der Oper aus dem Mythos
Monteverdis Oper „LÓrfeo“ entstand im Jahr 1607 sozusagen als „Gründungswerk“ dieser Gattung, eben wegen dieses Erstlingscharakters auch ohne externen Auftraggeber. Insofern nahm Monteverdi mit diesem Werk die Entwicklung des eigenständigen Künstlers des 19. Jahrhunderts vorweg. Als Themen kamen damals – auch ohne fürstlichen Auftraggeber – jedoch nur religiöse oder mythische Stoffe in Frage. In „L´Orfeo“ […]
Der Sonnenkönig im Kloster Eberbach
Der Hof des französischen Königs Ludwig XIV. (1638-1715) war bekannt für seine exzessiven höfischen Feste. Üblicherweise wertet man diese Tatsache als Ausfluss einer vergnügungssüchtigen wenn nicht dekadenten Gesellschaft. Doch steckte in Wirklichkeit politischer Kalkül dahinter: die ausufernden gesellschaftlichen Aktivitäten am Hof forderten die Anwesenden aller Adligen, wollten sie ihre Stellung bei Hofe und in der […]
Beschaulische Nummernrevue statt Provokation
Die Theatersaison spielt sich vor allem im Herbst und Winter ab; im Frühjahr, wenn die Besucher zwischen lauschigen Biergarten- und anstrengenden Theaterabenden wählen können, stehen deshalb an vielen Theatern eher leichte Stücke wie Operetten und Musicals auf dem Programm. Das Staatstheater Darmstadt folgt diesem Trend durchaus, wenn auch die Wahl des Stücks – Bertold Brechts […]
Wenn der Sandmann zum Cyborg wird
Freunde romantischer Entgrenzungs- und Gruselgeschichten kennen die stets in einer semitranszendenten Welt angesiedelten Geschichten von E.T.A. Hoffmann (1776-1822). In diesen Erzählungen bricht Hoffmann die rationale Welt der Aufklärung auf und entführt die Leser in eine Welt des Okkulten und Geheimnisvollen, das auch stets mit Grusel und Gesellschaftskritik verbunden ist. Denn letztere konnte er unter dem […]
Hommage an Castorfs Volksbühne (?)
Spätestens seit der Ära „Castorf“ an der Berliner Volksbühne gilt das klassische Theater mit seiner Betonung psychologischer und idealistischer Befindlichkeiten bei der selbst ernannten Avantgarde als Auslaufmodell. Psychologisierung bedeutet für sie bürgerliche Individualisierung, die nur ablenken soll von den Widersprüchen der kapitalistischen Klassengesellschaft und der damit einher gehenden Unterdrückung der arbeitenden Klasse. Schon Brecht hatte […]
Tanz und Gesang um Auf- und Abstieg
Seit Jahren liest man in der Kulturpresse Klagen über die elitäre Welt des bildungsbürgerlichen Theaters. Nicht ganz zu Unrecht beklagen die Kritiker, dass sich im Theater eine bestimmte Schicht selbst reproduziere, nämlich das sogenannte „Bildungsbürgertum“. Selbst aggressive Gegeninstitutionen wie die Berliner Volksbühne leiden darunter, dass ihr Publikum hauptsächlich aus (linken) Intellektuellen, solchen, die sich dafür […]
Zürnen über die Gleichmütigkeit
Wir wissen alle über die Zustände in der Welt Bescheid, führen aber auf unser westlichen Insel der Seligen unser Leben wie gewohnt weiter. Dieser gesellschaftliche Widerspruch – wenn er denn einer ist – hat schon viele Künstler aller Sparten erzürnt und sie zu entsprechenden Aktionen und Werken motiviert. In Darmstadt hat jetzt der portugiesische Choreograph […]
Die Maschine und der Apfel der Erkenntnis
Die Künstliche Intelligenz – im Volksmund eher unter dem Begriff „Roboter“ subsumiert – ist seit einiger Zeit eines der wichtigsten Diskussionsthemen und weckt vor allem bei Intellektuellen eher die Befürchtung einer systematischen Selbstentmachtung des Menschen. Hier ist nicht der Ort, die Risiken und Chancen der Künstlichen Intelligenz zu diskutieren, doch das Staatstheater Darmstadt hat das […]
Bettlers Oper 4.0
Bertold Brechts „Dreigroschenoper“ hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts zu einem „Repertoire-Renner“ entwickelt, ganz im Gegensatz zu den Intentionen der Verfasser Brecht und Weill. Ursprünglich als Gegenentwurf zu den gängigen Theaterproduktionen wie Oper, Operette und Schauspiel geplant, der die soziale Realität anstelle der bürgerlichen Illusion auf die Bühne bringen sollte, wurde das Stück von […]