Archive | Theater

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Fallgrube Regietheater

Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“ bietet eigentlich eine hervorragende Grundlage für eine Bühnenbearbeitung. Die Erzählung ist auf einem klaren Konflikt aufgebaut, der sich nach einer knappen Einleitung zu stufenförmig wachsender Dramatik entwickelt und in einer – lakonisch vorgebrachten – Tragödie endet. Victor Tahal, Béla Milan Uhrlau, Elias Grünewaldt Kohlhaas wird von einem Adligen auf […]

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Die große Kunst der Pause

Wenn sich das Publikum gesetzt hat und erwartungsvolle Stille in den Zuschauerreihen eintritt, geschieht bei der Premiere von Georg Friedrich Händels Oper „Orlando“ im Kleinen Haus des Staatstheaters Darmstadt – erst einmal gar nichts. Auf der Bühne ohne Vorhang sitzen an der Rampe zwei Darsteller (Owen Willets und Joao Pedro de Paula) vor der mit […]

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Eindimensionale Umsetzung eines komplexen Stoffes

Eine alte – nur selten bezweifelte – Theaterweisheit besagt, dass jegliche Bühneninszenierung aus sich selbst heraus verständlich sein soll. Das erscheint im Fall der klassischen Bühnenstücke nahezu banal, da die meisten Stücke als eigenständige Kunstwerke ihren gesamten Hintergrund mitbringen und meist im ersten Akt ausbreiten. Im Fall der Romanbearbeitungen ändern sich jedoch die Randbedingungen, da […]

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Theater-Performance mit Schräglage

In der aktuellen Theaterszene sind derzeit zwei Trends zu beobachten: einerseits versuchen die Regisseure, die als Einschränkung empfundene Spartenbindung – Sprechtheater, Musiktheater, Tanztheater – aufzubrechen und „multimediale“ Inszenierungen auch von Klassikern auf die Bühne zu bringen. Damit wollen sie die Sehgewohnheiten des Publikums konterkarieren und in gewissem Sinne auch den Guckkasten-Charakter der klassischen Bühne aufheben. […]

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Weltrettungsperformance als Textcollage

Man sollte vor Beginn der Aufführung von „Wir werden mutig gewesen sein“ im Staatstheater Darmstadt kurz in das Programmheft schauen, denn dort wird auf Texte verschiedener Geistesgrößen des 20. und 21. Jahrhunderts verwiesen, die in diesem „Theaterprojekt“ zu Gehör kommen: Adorno, Harari, Precht, Thoreau und Hathaway feiern hier ein mehr oder minder fröhliches Stelldichein, das […]

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Die mythisch-musikalische Kraft des Wassers

Dass alles Leben im Wasser entstand und erst von dort an Land gespült wurde, ist ein naturwissenschaftlicher Gemeinplatz. Doch das Wissen um die Macht des Wasser – sei es als wildes Meer, sei es als sprudelnder Bach, sei es als stiller See – hat sich seit Beginn der bewussten Menschheitsgeschichte in mächtigen Mythen entfaltet, vom […]

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Im Himmel wird Bossa getanzt

Die große Kunst des Tanztheaters – und des herkömmlichen Balletts – besteht darin, Geschichten zu erzählen, ohne dabei die menschliche Stimme zu verwenden. Allein die Körpersprache soll sowohl Handlungselemente als auch – und vor allem – die Gefühle der Personen überzeugend zum Ausdruck bringen. Je handlungsreicher ein Stück ist, desto einfacher wird es, je mehr […]

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Ein Klassiker, der nicht altert

Die Darstellung des Theateralltags auf dem Theater ist ein beliebtes Sujet, da es sowohl Selbstbespiegelung als auch Selbstreflexion ermöglicht. Darüber bietet die immanente Selbstreferentialität ein fast unbegrenztes Witzpotential. Der geniale – man muss diesen Begriff hier wohl verwenden – Musical- und Liedkomponist Cole Porter hat dieses Prinzip natürlich erkannt und sein Musical „Kiss me, Kate“ […]

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Der diskrete Charme koreanischer Kritik

Der zweite Abend des südkoreanischen Tanz-Gastspiels bestand aus einer einzigen, nahezu eineinhalbstündigen Choreografie mit dem Titel „Let me change your name“. Die Choreografin Eun-Me Ahn tanzte dabei selbst als Mitglied einer siebenköpfigen Truppe (vier Tänzerinnen, drei Tänzer). Der Titel erwies sich mit zunehmender Dauer der Aufführung tatsächlich als ein treffendes Motto: es geht um die […]

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"Tail Language"

Die Nähe des Fremden im Tanz

Fernöstliche Kultur – speziell Musik und Theater – stellen für viele Europäer immer noch ein Rätsel dar. Das liegt mit Sicherheit auch an der Sprachbarriere, da asiatische Sprachen in Europa (noch) nicht zum Bildungskanon gehören. Damit entfällt der spontane Zugang zu allen sprachlastigen Kulturausprägungen, und auch die erklärungsbedürftigen wie Musik sind zu einem gewissen teil […]

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