Wenn sich das Publikum gesetzt hat und erwartungsvolle Stille in den Zuschauerreihen eintritt, geschieht bei der Premiere von Georg Friedrich Händels Oper „Orlando“ im Kleinen Haus des Staatstheaters Darmstadt – erst einmal gar nichts. Auf der Bühne ohne Vorhang sitzen an der Rampe zwei Darsteller (Owen Willets und Joao Pedro de Paula) vor der mit […]
Archive | Oper
Theater-Performance mit Schräglage
In der aktuellen Theaterszene sind derzeit zwei Trends zu beobachten: einerseits versuchen die Regisseure, die als Einschränkung empfundene Spartenbindung – Sprechtheater, Musiktheater, Tanztheater – aufzubrechen und „multimediale“ Inszenierungen auch von Klassikern auf die Bühne zu bringen. Damit wollen sie die Sehgewohnheiten des Publikums konterkarieren und in gewissem Sinne auch den Guckkasten-Charakter der klassischen Bühne aufheben. […]
Die mythisch-musikalische Kraft des Wassers
Dass alles Leben im Wasser entstand und erst von dort an Land gespült wurde, ist ein naturwissenschaftlicher Gemeinplatz. Doch das Wissen um die Macht des Wasser – sei es als wildes Meer, sei es als sprudelnder Bach, sei es als stiller See – hat sich seit Beginn der bewussten Menschheitsgeschichte in mächtigen Mythen entfaltet, vom […]
Hänsel und Gretel als Produkt von Brüderchen und Schwesterchen
Das Landestheater Detmold präsentiert die Märchenoper von Engelbert Humperdinck und Adelheid Wette. Wer glaubt, er oder sie kenne das eine Libretto von Hänsel und Gretel, wird schon bald eines Besseren belehrt. Wo das Grimmsche Original, namentlich „Brüderchen und Schwesterchen“, noch von der wirklich bösen Mutter spricht, die ihre Kinder mutwillig im Wald aussetzt, sieht das […]
Gustavos triumphale Himmelfahrt
Vor fünfzehn Jahren stand Guiseppe Verdis Oper „Ein Maskenball“ zuletzt auf dem Darmstädter Opernprogramm, damals in der Ursprungsfassung „Gustavo III.“ Die damaligen Anmerkungen des Rezensenten vor allem zum Libretto treffen zwar noch immer zu, doch Valentin Schwarz, der Regisseur der Neu-Inszenierung, hat diesem Werk neues Leben eingehaucht, wobei emotionales Pathos eine der überzeugendsten Eigenschaften ist. […]
„Lauschangriff“ – auf die Hörgewohnheiten des Publikums
Die Bar der Kammerspiele des Staatstheaters Darmstadt bietet eine ideale Plattform für intime Formate mit Gesprächscharakter. Hier kann man das übliche Theatergeschehen einmal aus anderer Perspektive betrachten – humoristisch, ironisch, bisweilen sarkastisch, abseits der üblichen Hörgewohnheiten. Konzertdirektor Gernot Wojnarowicz hat jetzt diese Möglichkeit genutzt, um die Grenzen der Musik anhand so treffender wie ausgefallener Beispiele […]
Frischer Wind in heil´gen Hallen
Laut Wikipedia ist Mozarts „Zauberflöte“ die – zumindest in Deutschland – meistgespielte Oper. Man darf annehmen, das dies keine aktuelle Momentaufnahme ist sondern für lange Zeiträume gilt. Das kann sich – man denke nur an Beethovens „Fünfte“ – auch ermüdend auf Rezeption wie Gestaltungswillen auswirken, frei nach dem Motto „Die Leute lieben diese Oper auch […]
Faust im eigenen Feuer
Das Landestheater Detmold präsentiert Gounods Oper Margarethe (Faust) „Der Teufel steckt in uns“- das möchte Jan Eßinger in seiner Inszenierung der Oper „Margarethe“ von Charles Gounod erzählen. Der französische Komponist machte es sich zum Lebenswerk, das meist rezitierte deutsche literarische Werk in eine Oper zu überführen. Im Jahr 1838 begegnete Gounod „Faust“ zum ersten Mal. […]
Requiem in Opernform
Gerade einen Tag nach der Premiere von Claudi Monteverdis „L´Orfeo“ legte das Staatstheater nach mit der Premiere einer weiteren Oper, die ein Individuum im Zwiegespräch mit der göttlichen Instanz zeigt. Olivier Messiaens „Saint François d´Assise“ schildert das Leben des heiligen Franz von Assisi und seinen Versuch, Gott und Jesus durch konsequente Bedürfnislosigkeit und Demut nahe […]
Die Entstehung der Oper aus dem Mythos
Monteverdis Oper „LÓrfeo“ entstand im Jahr 1607 sozusagen als „Gründungswerk“ dieser Gattung, eben wegen dieses Erstlingscharakters auch ohne externen Auftraggeber. Insofern nahm Monteverdi mit diesem Werk die Entwicklung des eigenständigen Künstlers des 19. Jahrhunderts vorweg. Als Themen kamen damals – auch ohne fürstlichen Auftraggeber – jedoch nur religiöse oder mythische Stoffe in Frage. In „L´Orfeo“ […]