In gewissem Sinne schließt der Soziologe Armin Nassehi in seinem neuen Buch an die frühere Publikation „Muster“ an, indem er auf die immanente Trägheit komplexer Systeme abhebt. Dieser Begriff ist jedoch hier wie dort nicht normativ geprägt, sondern beschreibt nur ein Faktum, so wie Newton bereits vor vierhundert Jahren die physikalische Massenträgheit eingeführt hat. Ausgangspunkt […]
Archive | Sachbücher
Hannes Bajohr/Markus Krajewski: „Quellcodekritik“
Der Untertitel dieses für IT-ferne Leser kryptisch anmutenden Titels lautet „Zur Philologie von Algorithmen“. Der mutet zwar auch nicht gerade selbsterklärend an, trifft aber den Inhalt dieses Buches eher. Denn um Quellcode und dessen – wie auch immer geartete – Kritik geht es nur im ersten Teil. Der größere Teil des Buches beschäftigt sich mit […]
Melanie Möller: „Der* ent_mündigte Lese:r – Für die Freiheit der Literatur, Eine Streitschrift“
Spontan hätte ich Melanie Möller nach der Lektüre ihres Buches „Der* ent_mündigte Lese:r“ am liebsten eine persönliche Dankesmail geschickt, aber nun soll es doch eine Besprechung mit angemessenem Abstand werden. Dennoch: Was für ein tolles Buch, mit dem Melanie Möller mit all den überempfindlichen Bedenkenträgerinnen (und Bedenkenträgern) abrechnet, die am liebsten die gesamte Weltliteratur ihrer […]
Philipp Felsch: „Der Philosoph“
Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas ist allein schon durch sein Alter von mittlerweile 95 Jahren zu einer Ikone des deutschen Nachkriegsgeistes geronnen, und sein Name wird in eingeweihten Kreisen geradezu ehrfürchtig ausgesprochen. Explizite Gegnerschaft oder gar Spott – wie im Falle Precht zu Recht – findet man selbst im satirischen Umfeld nicht. Diese Sonderstellung in […]
Pauline Voss: „Generation Krokodilstränen – Über die Machttechniken der Wokeness“
In ihrem Buch „Generation Krokodilstränen – Über die Machttechniken der Wokeness“ setzt sich Pauline Voss kritisch mit der Bewegung der Wokeness auseinander, deren Protagonisten sie als selbst ernannte sprachliche Sittenwächter sieht, die die freie, argumentative gesellschaftliche Diskussion kontroverser Themen bedrohen. Ausgehend vom Diskursbegriff Foucaults analysiert sie in genauer Recherche die zunehmend moralisierende Zensur sprachlicher Muster, […]
Hein de Haas: „Migration“
Der Untertitel dieses Buches lautet „22 populäre Mythen und was wirklich dahinter steckt“ und suggeriert bereits, dass diese landläufigen „Mythen“ alle falsch sind. Genau so entwickelt sich das Buch auch, wobei Hein de Haas zielstrebig und in übersichtlicher Form vorgeht. Das Buch ist in drei Teile strukturiert, die nacheinander die „Mythen der Migration“, die Frage […]
Elke Heidenreich: „Altern“
Als Leserin, die nur ein paar Jahre jünger ist als Elke Heidenreich, war ich gespannt auf ihr Buch „Altern“. Es interessierte mich, wie Elke Heidenreich „Alter“ im Allgemeinen definiert und wie sie es selbst erlebt. Würde es mir neue Erkenntnisse oder eine neue Sichtweise auf das Altern an sich und auf mein eigenes Altern geben? […]
Thomas Meyer: „Hannah Arendt – Die Biografie“
Thomas Meyers 2023 erschienene Biografie über Hannah Arendt konzentriert sich auf die große Veränderung im Leben Hannah Arendts nach ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland im Jahr 1933. Thomas Meyer setzt bewusst diesen Akzent, weil der in bisherigen Veröffentlichungen zu Hannah Arendts Leben weniger im Fokus war. Thomas Meyer zeichnet ein differenziertes Bild dieser unorthodoxen Intellektuellen, die […]
Philipp Peyman Engel: „Deutsche Lebenslügen“
Der Autor dieses Buches kam 1983 als Sohn einer iranischen Jüdin in Deutschland zur Welt und leitet heute als Chefredakteur die „Jüdische Allgemeine“. Seine Familie floh nach der iranischen Revolution vor der pogromhaften Judenfeindlichkeit der Mullahs und glaubte, im geläuterten Nachkriegsdeutschland eine sichere Bleibe zu finden. Dieser hoffnungsvolle Glaube an deutsche Offenheit und endgültige Überwindung […]
Robert Pfaller: „Zwei Enthüllungen über die Scham“
Der Linzer Philosophie-Professor Robert Pfaller ist für seine offenen Worte bekannt, die auch gerne den Bereich der politischen Korrektheit verlassen oder diese sogar gezielt aufs Korn nehmen, so etwa in seinem Buch über das Lob der Verschwendung. In dem vorliegenden Buch geht er vermeintlichen Irrtümern des wissenschaftlichen Mainstreams zum Phänomen der Scham nach und widerlegt sie […]