Goethes „Faust“ gehört zum – zumindest deutschen – Allgemeinwissen wie Mozarts „Zauberflöte“, und die Sekundärliteratur dazu seit dem frühen 19. Jahrhundert dürfte ganze Schrankwände füllen. Da nimmt es wunder, wenn im Jahr 2021 eine neue Interpretation auf den Markt kommt, denn Neuigkeiten erwartet zu diesem Thema niemand mehr. Doch das stellt sich bei der Lektüre […]
Archive | Sachbücher
Byung-Chul Han: „Undinge – Umbrüche der Lebenswelt“
Byung-Chul Han, Jahrgang 1959, ist Koreaner, lebt und arbeitet aber seit seinem Studium in Deutschland. Das vorliegende Buch hat er daher auch auf Deutsch verfasst und weist sich dabei als stilsicher in seiner zweiten Heimatsprache aus. Soviel zum Sprachlich-Stilistischen. Inhaltlich nimmt er die Informationsgesellschaft mit der Digitalisierung des täglichen Lebens aufs Korn. Er sieht den […]
Murray Shanahan: „Die technologische Singularität“
Der Klappentext dieses Buches suggeriert zumindest eine existenzielle wenn nicht gar apokalyptische Gefährlichkeit der KI – der Künstlichen Intelligenz. Die Lektüre stutzt den Klappentext dann jedoch zurecht, ohne allerdings das Buch selbst zu desavouieren. Murray Shanahan ist ausgewiesener Experte seines Faches und zeichnet sich in erster Linie durch seine nüchtern abwägende und stets auf die […]
Christoph Türcke: „Natur und Gender – Kritik eines Machbarkeitswahns“
Bei einem durchaus signifikanten Teil der Bevölkerung besonders der westlichen Länder scheint die Frage der Geschlechtszugehörigkeit wichtiger zu sein als Pandemien oder drohende Klimakatastrophen. Zumindest erweckt der entsprechende Diskurs derzeit diesen Eindruck. Der Leipziger Philosoph Christoph Türcke geht diesem Phänomen in dem vorliegenden Buch systematisch auf den Grund, wobei er weitgehend auf Sarkasmus oder gar […]
Peter Sloterdijk: „Den Himmel zum Sprechen bringen“
Viele Sachbücher behandeln ihr Thema in einem großen Bogen, dessen Spannung gegen Ende nachlässt und nur noch einige unbedeutende Randthemen aufgreift. Das vermeidet Peter Sloterdijk in seinem neuen Buch über die Religionen ganz bewusst. Hier steht am Ende eine Erkenntnis, die einen engen, den Verhältnissen inhärenten Zusammenhang zwischen der menschlichen Position in der Welt und […]
Thomas Biebricher: „Die politische Theorie des Neoliberalismus“
Der Begriff des „Neoliberalismus“ erscheint in einem Großteil der heutigen Sachliteratur über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft als negativ vorgespannter Kampfbegriff, gerne auch zusammen mit dem „(Spät-)Kapitalismus“. Auf eine Eingrenzung oder gar ausführliche Erklärung dieses Begriffs verzichten die Autoren dabei gerne, da sie ihn offensichtlich grundsätzlich für ausdiskutiert halten – und weil sich die jeweilige Zielgruppe […]
B. Roidinger/B. Zuschnig: „Sexpositiv“
Sexualität wurde seit Jahrhunderten aus den verschiedenstem Gründen tabuisiert, entweder aus gesundheitlichen oder – meistens – machtorientierten Gründen. Da die Sexualität als einer der zentralen menschlichen Triebe das Denken und die Sehnsüchte seit jeher existenziell bewegt, lässt sie sich hervorragend als Mittel der Machtausübung benutzen. Die Religionen haben dies früh erkannt und bis heute zu […]
Werner Milstein: „Einer muss doch anfangen“
Ältere Jahrgänge kennen noch Namen wie Sophie und Hans Scholl sowie Begriffe wie „Die weiße Rose“. Bei jüngeren Menschen ist das nicht mehr unbedingt der Fall, weil für sie und auch schon für ihre Lehrer die Zeit des Dritten Reiches zu lange zurückliegt, um noch persönliche Betroffenheit auszulösen. Das sei hier nicht als Vorwurf, sondern […]
Caroline Fourest: „Generation Beleidigt“
Seit einigen Jahren versucht eine linke Identitätsbewegung, die alleinige Deutungshoheit über Rassismus, identitäre Aus- und Abgrenzung sowie die entsprechenden Diskurse bis hin zum Rede- und Schreibverbot zu übernehmen. In der liberalen Presse – vor allem in Deutschland – wurde das bis vor kurzem eher als kuriose Übertreibung in den USA betrachtet, und erst mit dem […]
Wolfgang Wissler: „Kolumbus, der entsorgte Entdecker“
Die Einordnung dieses Buches ist etwas schwierig, wie bei allen Büchern über historische Personen. Doch Wissler versucht weder, ein – wie auch immer – authentisches, dokumentarisches Bild des Seefahrers zu erstellen, noch lässt er seiner Phantasie freien Lauf, um sich seinen eigenen Kolumbus zu konstruieren. Er beschreitet eher den schmalen Grat zwischen beiden Ansätzen. Weitgehend […]