Kant ist „in“, kein Wunder angesichts seines 300. Geburtsjahres. Doch neben all den intellektuellen und ethisch-moralischen Würdigungen gibt es auch kritische Stimmen, etwa zu Kleists Rassismus. Außerdem besteht offensichtlich ein Bedürfnis, die Beschränkung dieser Retrospektive auf ein gesellschaftlich höher stehendes Publikum – vulgo: „Elite“ – aufzubrechen und die Frage in den Raum zu stellen, was […]
Archive | Bücher
Philipp Peyman Engel: „Deutsche Lebenslügen“
Der Autor dieses Buches kam 1983 als Sohn einer iranischen Jüdin in Deutschland zur Welt und leitet heute als Chefredakteur die „Jüdische Allgemeine“. Seine Familie floh nach der iranischen Revolution vor der pogromhaften Judenfeindlichkeit der Mullahs und glaubte, im geläuterten Nachkriegsdeutschland eine sichere Bleibe zu finden. Dieser hoffnungsvolle Glaube an deutsche Offenheit und endgültige Überwindung […]
Adania Shibli: „Eine Nebensache“
Der Staat Israel wird kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Die Situation ist insgesamt sehr angespannt, da sich Palästinenser und Israelis gegenseitig nicht trauen. Überall sind bewaffnete Israelis stationiert, auch an der Grenze zu Ägypten. In dem dortigen Camp ist alles sehr spartanisch. Es geht nur darum, arabische Gegner zu beobachten und schlimmstenfalls zu eliminieren. […]
Bernadine Evaristo: „Zuleika“
Ich war gespannt auf den Roman „Zuleika“ von Bernadine Evaristo. Nachdem ich von dem 2021 auf Deutsch erschienenen Roman „Mädchen, Frau etc.“ so begeistert gewesen war, waren meine Erwartungen hoch. Leider wurden sie enttäuscht. So komplex und differenziert die Erzählungen in „Mädchen, Frau etc.“ über mehrere Generationen von Migrantenfamilien in Großbritannien sind, so eindimensional ist […]
Karine Tuil: „Diese eine Entscheidung“
Die Französin Karine Tuil ist gestandene Juristin und kennt Verfahren und Interna der – französischen – Justiz aus langjähriger Erfahrung. Dieser Hintergrund, eine sehr pragmatische und kritische Sicht auf die Gegenwart sowie eine Selbstverpflichtung zur gründlichen Recherche prädestinieren sie für eine erfolgreiche Karriere im Genre des realistischen Gesellschaftsromans im weitesten Sinne. Im vorliegenden Buch steht […]
Robert Pfaller: „Zwei Enthüllungen über die Scham“
Der Linzer Philosophie-Professor Robert Pfaller ist für seine offenen Worte bekannt, die auch gerne den Bereich der politischen Korrektheit verlassen oder diese sogar gezielt aufs Korn nehmen, so etwa in seinem Buch über das Lob der Verschwendung. In dem vorliegenden Buch geht er vermeintlichen Irrtümern des wissenschaftlichen Mainstreams zum Phänomen der Scham nach und widerlegt sie […]
Omri Boehm/Daniel Kehlmann: „Der bestirnte Himmel über mir“
Daniel Kehlmann, dessen letzten Roman „Lichtspiel“ wir kürzlich vorgestellt haben, hat ursprünglich Philosophie studiert und sogar eine Dissertation über das „Erhabene“ bei Kant begonnen, die er jedoch wegen seines beginnenden Erfolgs als Schriftsteller nie fertiggestellt hat. Im letzten Jahr hat er das hier ebenfalls besprochene Buch „Radikaler Universalismus“ des israelischen Philosophen Omri Boehm gelesen und […]
Elizabeth Strout: „Am Meer“
Elizabeth Strout setzt sich in ihrem Roman „Am Meer“ mit der Zeit des Corona-Lockdowns in New York und später in Maine auseinander. Ihre Protagonistin und Ich-Erzählerin Lucy Barton wird von ihrem Ex-Mann dringend ersucht, New York wegen des Corona-Virus so schnell wie möglich zu verlassen. Die noch um ihren verstorbenen Ehemann David trauernde Lucy lebt […]
Emmanuel Carrère: „V 13 – Die Terroranschläge in Paris, Gerichtsreportage“
Der französische Schriftsteller Emmanuel Carrère hat für das Nachrichtenmagazin „Nouvel Observateur“ den Prozess zu den Anschlägen vom Freitag, den 13. November 2015, verfolgt, der sechs Jahre nach den Anschlägen im September 2021 begann und sich über 9 Monate hinzog. Seine Prozessbeobachtungen fasst Carrère abschließend in der Gesamtreportage „V 13“ zusammen. Der Titel steht für „Vendredi […]
Peter Kemper: „The Sound of Rebellion“
Um dieses Buch richtig einordnen zu können, ist die Kenntnis der beruflichen Vita des Autors nützlich, wenn nicht gar erforderlich. Peter Kemper ist promovierter Geisteswissenschaftler – (habe nun, ach) Philosophie, Soziologie und sogar Germanistik – und war jahrzehntelang beim Hessischen Rundfunk für Kultur zuständig, unter anderem für das Thema Jazz. Ob er selber ein Instrument […]