Boyles Roman „Das Licht“ beginnt mit einem Vorspiel im Jahr 1943 in Basel. Der Schweizer Chemiker und Arzneimittelforscher Albert Hofmann experimentiert im Selbstversuch mit LSD. Er will herausfinden, welche halluzinogene Wirkung die Droge entfaltet, und notiert dazu „Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen, Lachreiz“. Die Pupillen sind stark geweitet, und offenbar sieht er ein besonderes Licht, denn […]
Archive | Bücher
Christopher Clark: „Von Zeit und Macht“
Der australische Historiker Christopher Clark, Autor des viel diskutierten Buchs „Die Schlafwandler„, widmet sich in diesem Buch einem Thema, das nicht gerade den aktuellen Zeitgeist bewegt: das Zeit- und Geschichtsverständnis der Mächtigen. Laut Clark sehen die meisten Untersuchungen bei historischen Veränderungen keine „Akteure“, da das Individuum als Grund historischer Umbrüche seit dem frühen 19. Jahrhundert […]
Klaus Cäsar Zehrer: „Das Genie“
Klaus Cäsar Zehrer schildert in seinem Roman „Das Genie“ die Zeit von 1890 bis in das frühe 20. Jahrhunderts in den USA. Der aus der Ukraine ausgewanderte Boris Sidis hat es mit viel Ehrgeiz und Fleiß zu einem renommierten Wissenschaftler gebracht. Mit seinem Sohn William, der 1898 zur Welt kommt, wagt er ein völlig neues […]
Judith Schalansky: Verzeichnis einiger Verluste
Was für ein Buch! Judith Schalansky fordert mit ihrem neuen Buch „Verzeichnis einiger Verluste“ ihre Leserinnen und Leser heraus. Aber wer sich auf sie einlässt, wird reichlich belohnt, er wird in entfernte Wissensgebiete, in versunkene Zeiten, in ferne Zukunft entführt. Zwölf ganz unterschiedliche Texte kreisen um die Themen Verlust, Vergessen und Erinnerung. Sie sind der […]
Markus Flohr: „Alte Sachen“
Allein dieses Buch in die Hand zu nehmen, ist schon ein haptisches Erlebnis. Ganz im Sinne des Titels „alte Sachen“ ist er in gestreiften Stoff eingeschlagen und könnte damit glatt ein Fundstück in einem alten Archiv sein. Das Etikett mit dem Buchtitel wirkt wie ein Namensschild eines Kleidungsstückes aus vergangenen Zeiten, das schwarze Fähnchen darunter […]
Michel Houellebecq: Serotonin
„Es ist EINE KLEINE WEISSE, ovale, teilbare Tablette.“ Mit diesem Satz beginnt der neue Roman „Serotonin“ von Michel Houellebecq. Mit diesem Satz ist auch der letzte Abschnitt, eine Art Epilog, überschrieben. Zwischen diesen beiden Sätzen liegt die Lebensbeichte des Ich-Erzählers Florent-Claude Labrouste, der mit seinen 46 Jahren am Ende ist, völlig abhängig von der kleinen […]
Ahmad Mansour: „Klartext zur Integration“
Vor einer inhaltlichen Bewertung dieses Buches sind einige Angaben über den Autor erforderlich, die für sich sprechen und zeigen, wie Integration aussehen kann. Ahmad Mansour ist arabischer Israeli und kam vor knapp fünfzehn Jahren mit einem Visum zum Studium nach Deutschland. Zu Beginn sprach er nach eigenen Aussagen nur sehr bruchstückhaft Deutsch. Dreizehn Jahre später […]
Franklin Foer: „Welt ohne Geist“
Dass das Internet nicht nur den Einzelhandel sondern auch die Presse und die Verlagsbranche durcheinandergewirbelt hat, ist heute eine weitgehend unbezweifelte Erkenntnis. Dass die Betroffenen dies grundsätzlich aus ihrer Perspektive und mit reduzierter Distanz sehen, ist dabei verständlich. Franklin Foer ist in der Wolle gefärbter Journalist, hat die Auswirkungen des Internets hautnah miterlebt und seine […]
Julie Zeh: „Neujahr“
Henning und Theresa haben ihr Leben gut im Griff. Beide arbeiten auf halber Stelle, so dass genug Zeit für die Betreuung der beiden Kinder bleibt. Über Sylvester gönnen sie sich einen Urlaub auf Lanzarote. Anfangs läuft alles gut. Das Haus, das sie gemietet haben, ist zwar klein – „eine Scheibe“ -, aber es ist alles […]
Stephan Thomé: „Gott der Barbaren“
Ein gewaltiges Werk von über siebenhundert Seiten hat Stephan Thomé mit diesem Roman verfasst und dabei versucht, sich teils mit Fakten, teils mit Fiktion China Mitte des 19. Jahrhunderts zu nähern. Die Engländer sehen in China einen gigantischen Markt, auf dem sie mit Opium riesige Geschäfte machen können. Sie errichten unter dem Vorwand, das Christentum […]