Ein ungewöhnliches Musikbuch über einen ebenso ungewöhnlichen Liederzyklus. Franz Schuberts Liederzyklus „Die Winterreise“ hat allein in den letzten zwei Dekaden fast ein Dutzend musikwissenschaftlicher Kommentare und Deutungen ausgelöst, von älteren Exegesen des 19. und 20. Jahrhunderts ganz zu schweigen. Die Trostlosigkeit und Verzweiflung dieses Werkes, das kurz vor Schuberts Tod nach Gedichten von Wilhelm Müller entstand, […]
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Viel Witz trotz strenger Gouvernante
Das Variété „Da Capo“ präsentiert in Darmstadt das diesjährige Programm „WOW“. „WOW“ bedeutet in der neudeutschen Jugendsprache soviel wie „toll“ oder „unglaublich“. Angesichts der akrobatischen leistungen, die an diesem Abend zu bestaunen waren,. ist dieser Titel durchaus angemessen. Doch James Jungeli hat sich nicht auf eine Revue höchst anspruchsvoller Akrobatik- Vorführungen zufrieden gegeben. Offensichtlich verlangt […]
Die schaurige Geschichte eines armen Monsters
Christian Klischat liest bei den Barfestspielen des Staatstheaters Darmstadt Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“. „Frankenstein“ ist in der westlichen Welt zu einem festen Begriff – ja, geradezu zu einer Ikone – für die Hybris der Wissenschaft und ihrer Vertreter geworden, und ist in verschiedenen Variationen auf die Bühne und in das Kino […]
Heiterböses Spiel mit den Gefühlen
Im Staatstheater Wiesbaden hat Intendant Uwe Erik Laufenberg Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ auf originelle Art neu inszeniert. „Cosi fan tutte“ führt neben ihren beiden Schwestern „Figaros Hochzeit“ und „Don Giovanni“ aus dem berühmten „Dreigespann“ in gewisser Weise ein Schattendasein. Dieser Oper fehlt die pralle Geschichte und – vermeintlich – die tiefere Aussage und Wucht. […]
Märchenhafte Allegorie mit komplexen Klängen
Das Staatstheater Darmstadt inszeniert Leoš Janáceks Oper „Das schlaue Füchslein“. Janáceks wichtigste Opern – „Katja Kabanova„, „Das schlaue Füchslein“, „Die Sache Makropoulis“ und „Aus einem Totenhaus“ – entstanden fast durchweg in seinen letzten zehn Lebensjahren zwischen 1919 und 1928 und spiegeln in gewisser Weise die historischen Ereignisse des frühen 20. Jahrhunderts. Dabei behandeln alle genannten Opern die Themen […]
Ein übergroßes Herz-Mobile
Die Kunsthalle Schirn präsentiert Heather Phillipsons Installation „Eat Here“. Auf dem Frankfurter Römerberg ist Weihnachtsmarkt, und da haben sich die verantwortlichen der Kunsthalle wohl gedacht, man könne auch ein wenig bewegliches Kunstlametta installieren. Um sich jedoch gehörig vom profanen Kommerz des Marktes abzugrenzen, hat man in der „Rotunde“ – dem Eintrittsbereich der Schirn – eine […]
Das Paradoxon des kontrollierten Chaos
Das Staatstheater Darmstadt zeigt Michael Frayns Komödie „Der nackte Wahnsinn“. Kann man das Chaos kontrollieren? Eine Linie in eine Kette von Katastrophen und Pannen bringen? – Im richtigen Leben wohl kaum, doch im Theater geht das durchaus, denn hier herrscht offensichtlich sowieso stets der Ausnahmezustand. Zumindest lässt Michael Frayns Stück das vermuten. Die 1982 entstandene […]
Friedrich Ani: „Der namenlose Tag“
Ein „Beinahe“-Kriminalroman über den Tod eines jungen Mädchens. Der Münchner Hauptkommissar Jakob Franck ist seit kurzem pensioniert. Seit seiner Scheidung lebt er allein, aber nicht einsam. Täglich besuchen ihn die Toten seiner polizeilichen Karriere und reden über ihr Leben und Sterben. Doch eines Tages steht ein lebender Mann vor seiner Tür, dessen Tochter sich vor […]
Die Angst des Models vor dem Daumen
Jana Zöll trägt bei den Barfestspielen des Staatstheaters Darmstadt Theresia Walsers Monolog „Kleine Zweifel“ vor. Diese Inszenierung in der Bar der Kammerspiele stellt eine Besonderheit dar. Die „Barfestspiele“ sind meist Ein- oder Zweipersonenstücke mit extremer Nähe zum Publikum. Das übt natürlich einen großen Reiz aus, birgt aber auch Risiken. Die bestehen in diesem Fall in […]
Castorfs langer Schatten
Die Kammerspiele des Staatstheaters Darmstadt bringen Schillers „Räuber“ als lautstarke Groteske. Über Schillers „Räuber“ lässt sich sicherlich kontrovers diskutieren. Das Erstlingswerk des großen Idealisten weist zwar einigen pathetischen Schwung und auch revolutionäres Feuer auf, doch lassen sich auch typische dramaturgische Schwächen erkennen. Die revolutionäre Stoßrichtung ist – wohl im Hinblick auf die Zensur – kaschiert durch einen […]