Der Antisemitismus des Nationalsozialismus und der daraus entstandene apokalyptische Holocaust sind wohl die einschneidensten Ereignisse der Moderne, mit denen sich nicht nur Politiker und Ethiker, sondern auch Philosophen auseinandersetzen mussten. Die Philosophie enthält sich zwar nicht normativer Aussagen und moralischer Urteile, aber sie sieht ihre Hauptaufgabe im Verstehen dessen, was sich in der Welt ereignet, […]
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Wolfgang Kaes: „Das Lemming-Projekt“
In diesem „Thriller“ verarbeitet der Autor zwei Themenkreise, die auf den ersten Augenblick nichts gemeinsam haben: einerseits die zunehmenden Hass-Inhalte des Internet und ihre Löschung, und andererseits die reaktionäre katholische Kirche mit ihrer repressiven und ausbeuterischen Haltung gegenüber Gläubigen und – vor allem – Kindern. Die Handlung verlegt er nach Südspanien, weil sich dort der […]
Norbert Bolz: „Die Avantgarde der Angst“
In diesem Buch untersucht und – ja: seziert – der emeritierte Professor für Medienwissenschaften die bewussten und unbewussten Beweggründe der ökologischen Aktivisten von den Grünen über FFF bis zu „Extinction Rebellion“. Seine Grundfeststellung lautet, dass die grüne Bewegung mittlerweile alle Anzeichen einer Religion angenommen hat. Seit dem „Tod Gottes“ (Nietzsche) habe in dieser Beziehung ein […]
Benedict Wells: „Becks letzter Sommer“
Beck, 37 Jahre alt, hadert mit dem Leben und sich selbst. Er ist Lehrer an einem Münchner Gymnasium. Längst weiß er, wie Schüler ticken, und gibt sich keinen Illusionen mehr hin. Die zwanzig Pfund Übergewicht, die er mit sich herumschleppt, wäre er gerne los, doch zum bewussten Abnehmen fehlt ihm die Energie. Eigentlich wollte er […]
Konrad Paul Liessmann: „Alle Lust will Ewigkeit – Mitternächtliche Versuchungen“
In Friedrich Nietzsches Werk nimmt die Dichtung „Also sprach Zarathustra“ eine zentrale Stellung ein. In diesem Werk wiederum steht an ebenso zentraler Stelle das rätselhafte „Nachtwandlerlied“, das auch unter anderen, ähnlichen Namen bekannt ist. Der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann hat sich in dem vorliegenden Buch dieses Gedichts angenommen und interpretiert es nicht nur in […]
Alexander Hoffmann: „Brillanter Abgang“
Alexander Hoffmann ist mit diesem Stück ein erstklassiger Unterhaltungsroman gelungen –glänzend formuliert, spannend mit seinen jähen Wendungen, aber auch mit viel Humor undIronie. Fein gezeichnet sind auch die Mentalitätsunterschiede zwischen einem Deutschen undeiner Kroatin. Was tun, wenn man auf seinem Konto plötzlich 200 Millionen Euro vorfindet, die einem nichtgehören? Der insolvente Antiquitätenhändler Hans Bäumler aus […]
Michael Jaeger: „Goethes ‚Faust’ – Das Drama der Moderne“
Goethes „Faust“ gehört zum – zumindest deutschen – Allgemeinwissen wie Mozarts „Zauberflöte“, und die Sekundärliteratur dazu seit dem frühen 19. Jahrhundert dürfte ganze Schrankwände füllen. Da nimmt es wunder, wenn im Jahr 2021 eine neue Interpretation auf den Markt kommt, denn Neuigkeiten erwartet zu diesem Thema niemand mehr. Doch das stellt sich bei der Lektüre […]
Byung-Chul Han: „Undinge – Umbrüche der Lebenswelt“
Byung-Chul Han, Jahrgang 1959, ist Koreaner, lebt und arbeitet aber seit seinem Studium in Deutschland. Das vorliegende Buch hat er daher auch auf Deutsch verfasst und weist sich dabei als stilsicher in seiner zweiten Heimatsprache aus. Soviel zum Sprachlich-Stilistischen. Inhaltlich nimmt er die Informationsgesellschaft mit der Digitalisierung des täglichen Lebens aufs Korn. Er sieht den […]
Murray Shanahan: „Die technologische Singularität“
Der Klappentext dieses Buches suggeriert zumindest eine existenzielle wenn nicht gar apokalyptische Gefährlichkeit der KI – der Künstlichen Intelligenz. Die Lektüre stutzt den Klappentext dann jedoch zurecht, ohne allerdings das Buch selbst zu desavouieren. Murray Shanahan ist ausgewiesener Experte seines Faches und zeichnet sich in erster Linie durch seine nüchtern abwägende und stets auf die […]
Christoph Türcke: „Natur und Gender – Kritik eines Machbarkeitswahns“
Bei einem durchaus signifikanten Teil der Bevölkerung besonders der westlichen Länder scheint die Frage der Geschlechtszugehörigkeit wichtiger zu sein als Pandemien oder drohende Klimakatastrophen. Zumindest erweckt der entsprechende Diskurs derzeit diesen Eindruck. Der Leipziger Philosoph Christoph Türcke geht diesem Phänomen in dem vorliegenden Buch systematisch auf den Grund, wobei er weitgehend auf Sarkasmus oder gar […]