Klein aber fein: so könnte man die neue Ausstellung des Städelmuseums über den Fotografen Andreas Mühe bezeichnen. Im großen Editorial zu dieser Ausstellung steht zwar, dass der 1979 geborene Mühe in seinen Fotos den jeweiligen historischen Kontext sowie seine eigene komplexe Familiensituation verarbeitet, doch die Familie wird nicht näher beschrieben. Das mag daran liegen, dass […]
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Sibylle Anderl: „Dunkle Materie“
„Dunkle Materie“ und ihr Zwilling „Dunkle Energie“ sind seit Jahrzehnten Dauerbrenner der Kosmologie, stellen sie die Forscher doch vor fundamentale Erkenntnisprobleme. Sibylle Anderl, die selbst auf dem Gebiet der Astrophysik promoviert wurde, hat in dem vorliegenden Buch den gegenwärtigen Stand der Forschung zum ersteren Thema aufbereitet. Das zweite „dunkle“ Thema, die Energie, erwähnt sie kurz, […]
Trotz Coolness dumm gelaufen…
Nach dem originellen „Meta“-Hamlet und der bissig gegenderten „Königin Lear“ war man gespannt, wie das Staatstheater Darmstadt mit „Romeo und Julia“den nächsten Shakespeare-Klassiker inszenieren würde. Hatte man doch im Zuge des wieder erwachenden Theaterlebens Thesen gehört, dass man klassische Stücke heute nicht mehr in Originalform bringen können. Bei dem grübelnden dänischen Prinzen war die intellektuelle […]
Ernst-Wilhelm Händler: „Die Produktion von Gesellschaft“
Während sich der Autor dieses Buches in seinem früher hier rezensierten Roman „Das Geld spricht“ als scharfsinniger Romancier präsentierte, zeigt er hier eine ganz andere, wesentlich weiter und tiefer gespannte Facette seines schriftstellerischen Wirkens. Entgegen der wohl zu begründenden Einstellung, die Biographie von Literaten sauber von dem Inhalt der zu rezensierenden Werke zu trennen, scheint […]
Marc Degens: „Selfie ohne Selbst“
Literaten bauten in ihren Fiktionen von je her gerne Phantasiewelten auf, die nicht notwendigerweise Rückschlüsse auf ihr eigenes Leben ermöglichten. In dem noch jungen Genre der Autofiktion ändert sich das jedoch radikal, da Schriftsteller in entsprechenden Werken ihr eigenes Leben verarbeiten, oft nur dünn mit fiktionalen Elementen kaschiert. Die konsequente Weiterentwicklung der Autofiktion ist das […]
Axel Simon:“Thronfall“
Nachdem Gabriel Landow es im letzten Kaiserzeit-Krimi „Goldtod“ mit kriminellen Bankiers, rachsüchtigen Geschädigten und pädophilen Honoratioren zu tun hatte, wird er in dem Roman mit dem Titel „Thronfall“ in den Mahlstrom des internationalen Terrorismus gerissen, der auch schon Ende des 19. Jahrhunderts aktiv war. Allerdings füllt er die politisch nicht ganz überzeugend ausgearbeitete Geschichte mit […]
Programm der Kontraste
Mit Spannung wurde die bereits seit Wochen kräftig beworbene neue Tanztheater-Produktion am Hessischen Staatsballett erwartet. Die Premiere des neuen Programms mit dem Titel „What we are made of“ fand dann am 8. April statt und beinhaltete neben einer Wiederaufnahme einer älteren Choreographie auch eine Uraufführung, die naturgemäß den Abschluss des Programms bildete. „Untitled Black“ – […]
Musikalische Wahlverwandschaft
Das 8. Kammerkonzert der laufenden Saison stand unter besonderen Vorzeichen, wobei die Tatsache, dass es – warum eigentlich? – in der Orangerie stattfand, eher peripher war. Zentral dagegen war die deutsche Erstaufführung eines Werkes, das das Staatstheater selbst in Auftrag gegeben hatte. Das Modigliani-Quartett, bestehend aus dem Musikern Amaury Coeytaux (vn), Loic Rio (vn), Laufent […]
Tobias Hürter: „Das Zeitalter der Unschärfe“
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war nicht nur durch zwei mörderische Weltkriege, sondern auch durch eine vorher nie in diesem Maße vorhandene Dichte von hochbegabten Naturwissenschaftlern und deren Entdeckungen geprägt. Der Grund für diese Entwicklung wäre noch in einer entsprechenden Studie zu klären, mag aber als verzögerte Folge der Aufklärung und als unmittelbare der […]
Englisch-deutsches Thesen-Gewitter
Wir haben Mithu Sanyals Roman „identitti“ an dieser Stelle bereits besprochen, daher wollen wir hier nicht mehr detailliert auf die Handlung eingehen. Die erwähnte Rezension betont jedoch bereits die nicht nur komplizierte sondern inhärent ambivalente Diskurslage zum Thema der ethnischen Identität. Die Bühnenversion muss also nicht nur einen komplexen Thesenroman verarbeiten, sondern auch alle internen […]