Ein Kriminalroman im Kontext des Jugoslawienkrieges.
Der Wiener Kommissar Groschen wird mit einem neuen Fall konfrontiert. Die Sex-Schriftstellerin Ernestine Papouschek – eine alte Dame um die achtzig Jahre – wurde in ihrer Wohnung bestialisch ermordet. Neben einem Kreuz auf ihrem Rücken, bei dem die Haut in dieser Form herausgeschnitten wurde, wurden ihr auch noch die Augäpfel entfernt.
Was hat es mit dieser Papouschek auf sich, die erst im hohen Alter über Sexualität zu schreiben begann und auch Annoncen aufgab, mit denen sie Partner für Matratzensport suchte? Gibt es dafür tatsächlich einen Markt?
Bei seinen Recherchen stößt Groschen auf auf Tode Tolic, einen Mörder, der ebenfalls der weiblichen Leiche die Augäpfel entfernt hatte. Da sich Tolic in Sarajewo aufhält, muss sich Tolic dorthin aufmachen, um den Mörder zu stellen.
Der Kriminalroman lebt einerseits von einem eigenwilligen Kommissar, der mit Magenproblemen kämpft und auch einmal aus völliger Erschöpfung im Bett der ermordeten Papouschek übernachtet, in dem Bett also, in dem sich die Papouschek mit ihren ältlichen – oder jungen? – Sexpartnern vergnügt hat, wobei neben Kabelbindern und Hundeleinen auch Kirschen und Trauben zum Einsatz kamen. Groschen ist ein Mensch, der zwar auf der Spur der Ermittlungen bleibt, aber im normalem Leben völlig aus der Spur geraten ist.
Der Plot selbst ist ungewöhnlich und wird mit viel Spannung erzählt. Sarajewo und der Jugoslawienkrieg werden kritisch beleuchtet, und die Wiener Gesellschaft bekommt ordentlich ihr Fett ab. Franzobel hat mit „Groschens Grab“ einen Kriminalroman geschrieben, der nichts für zart besaitete Gemüter ist, aber für Leser, die deftige und skurrile Themen mögen und gerne über launigen Wiener Humor lachen. Der Roman gibt reichlich Anlass zum Schmunzeln, wobei jedoch die Spannung erhalten bleibt.
Das Buch ist im Zsolnay-Verlag erschienen, umfasst 285 Seiten und kostet 17,90 Euro.
Barbara Raudszus
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