Tafelberg und Kap der Guten Hoffnung
Kapstadt ist ein Füllhorn landschaftlicher Sehenswürdigkeiten
Mittwoch, 24. Oktober
Vom Tafelberg zum Kap der Guten Hoffung
An diesem Vormittag fahren wie noch einmal in aller Gemütsruhe die Uferstrecke von Ballito nach Umhlanga ab, genießen an verschiedenen Stellen den Blick auf den Ozean und trinken in einem Strandcafé von Umhlanga einen Kaffee, während dicke schwarze Wolkenbegirge sich von See auf den Strand zuschieben.
Dann heißt es das Auto abgeben und für den Flug von Durban nach Kapstadt einchecken. Glücklicherweise ist der „King Shaka Aitport“ ein eher kleiner Flugplatz ohne internationalen Durchgangsverkehr, und so gehen die Formalitäten ohne Hast und Gedränge vor sich. Pünktlich um kurz vor vier hebt die Maschine ab, und gegen sechs Uhr landen wir bei herrlichem Sommerwetter in Kapstadt. Am Avis-Schalter herrscht kein Andrang, so dass wir uns schon eine halbe Stunde nach der Landung auf der Autobahn nach Kapstadt befinden. Der Eindruck ist großartig: wie ein Scherenschnitt steht die Silhouette des Tafelberges vor der tiefstehenden Abendsonne und vermittelt gleich eine Ahnung von der Besonderheit dieser Stadt.
Plan von Kapstadt (bitte zoomen)Unser Quartier liegt in Sea Point hoch am Hang mit einem weiten Blick über das Meer, die ankernden Schiffe sowie die Insel „Robben Island“ und wird von einem älteren Holländer geführt, der das Gästehaus liebevoll mit alten Möbeln und wertvollen Bildern ausgestattet hat. Vom kleinen Schwimmbad im lauschigen Garten kann man ebenfalls direkt aufs Meer schauen.
Am nächsten Morgen, dem Donnerstag, stellt sich die Frage, wie man Kapstadt in gerade einmal zwei Tagen kennenlernen kann. Wir beschließen, an diesem Tage die Halbinsel bis zum Kap der Guten Hoffnung abzufahren und am nächsten Tag einen Ausflug in die Weingegend um Stellenbosch zu unternehmen.
Die besagte Halbinsel zieht sich wie ein künstlicher Zipfel im Westen der Stadt etwa dreißig Kilometer nach Süden und endet in einem spitzen Zipfel. Zusammen mit dem gegenüber im Osten vorragenden Felsmassiv um den Buffelstalberg bildet sie eine fast quadratische Naturbucht von neunhundert Quadratkilometern Fläche, die „False Bay“. Kapstadt selbst zieht sich am Nordufer dieser Bucht entlang, der alte Ortskern liegt im Norden an der nach Nordwesten offenen Table Bay. Das lässt darauf schließen, dass die gefährlichsten Winde hier aus dem Südwesten kommen, symmetrisch zu den Nordweststürmen auf der Nordhalbkugel.
Die Fahrt zum Kap der Guten Hoffnung führt zuerst mitten durch Kapstadt nach Süden zur Küstenstadt Muizenberg an der False Bay. Die Fahrt durch Stadtteile wie Constantia oder Tokai führt durch üppige grüne Vegetation und aufgelockerte Wohngebiete, in denen es sich offensichtlich behaglich und doch stadtnah wohnen lässt. Nach Muizenberg beginnt dann ein traumhafte Küstenstrecke auf einer gewundenen Straße, die mal dicht am Meer, mal hoch darüber dem Küstenverlauf folgt. Kleine Orte wie Kalk Bay, Fish Hoek oder Simon’s Town prägen mit ihrer teils alten und sehr gepflegten, teils modernen Bebauung das Bild. Hier wohnen offensichtlich die vermögenden Bürger von Kapstadt, denn diese Seite ist einerseits gegen die kalten Atlantikwinde aus dem Westen geschützt und genießt andererseits die Vormittags- und Mittagssonne, die hier aus dem Norden scheint. Hinter Simon’s Town, das mit seinem großen Hafen und dem Ortskern eine fast städtische Atmosphäre verbreitet, liegt das Pinguin-Reservat. Hier kann man gegen eine bescheidene Gebühr die kleinen Frackträger beim Nestbau und dem sonstigen sozialen Leben beobachten. Ein Holzsteg zieht sich als Promenade durch die Dünenlandschaft des Siedlungsgebiets und trennt die Touristen von den Pinguinen. Größere Felsen in Ufernähe beherbergen darüber hinaus verschiedene Vogelkolonien. Es gibt hier also immer etwas zu beobachten und zu fotografieren.
Weiter geht es an der Küste entlang. Man kommt sich vor wie bei Amalfi: Sonnenschein, blaues Meer und nette kleine Orte an der kurvigen Küstenstraße. Doch die zieht plötzlich in die Mitte der Halbinsel, da die Felsen am Ufer zu steil und zu schroff werden. Durch eine Landschaft mit kargem Bewuchs geht es bis zum Eingang des Naturschutzparkes, den wir gegen eine Gebühr befahren dürfen. Jetzt folgen alle Autos auf dieser Straße nur noch einem Ziel: dem Kap der Guten Hoffnung, das Vasco da Gama Ende des 15. Jahrhunderts als erster Seefahrer umrundet und damit den Seeweg nach Ostindien und zu den Pfefferinseln geöffnet hat.
Kurz vor dem Ende der Halbinsel biegt nach rechts eine Straße zum „Cape of Good Hope“ ab, während es geradeaus weiter zum „Cape Point“ geht. Ein Blick auf die Karte erklärt dies „Kap im Doppelpack“: Das Ende der Halbinsel bildet einen Schuh, dessen Spitze nach Osten und dessen Ferse nach Westen zeigt. Da die Ferse ein wenig tiefer nach Süden reicht als die Spitze, liegt hier der südlichste Punkt der Halbinsel, das „Cape of Good Hope“. Das „Cape Point“ dagegen bildet die äußerste Spitze der Halbinsel. Spektakulärer ist auf jeden Fall letzteres: während das „Kap der Guten Hoffnung“ nur aus einer vorspringenden, felsigen Felsplattform besteht, die flach in die Brandung ragt und über der ein vielleicht dreißig Meter hoher Felsen thront, erhebt sich das „Cape Point“ auf einem schmalen Felsrücken fast 300 Meter in Höhe. an der höchsten Stelle steht der alte Leuchttum aus dem Jahr 1857, den man jedoch im 20. Jahrhundert durch einen tiefergelegenen einige Kilometer weiter nördlich ersetzt hat, da sehr oft dichter Nebel die Spitze des „Cape Point“ verhüllte und den Leuchtturm zur Nutzlosigkeit verurteilte. Den südlichsten Punkt Afrikas jedoch stellt – entgegen der „guten Hoffnung“ von Vasco da Gama – keines der beiden Kaps dar. Der folgt erst einige hundert Kilometer weiter östlich mit dem Kap Agulhas. aber es ging beim Kap der Guten Hoffnung zumindest bereits „kräftig um die Ecke“, das heißt Richtung Osten.
Man geht am besten zuerst zum Cape Point, dessen Spitze man sich erarbeiten muss, da der Parkplatz etwa einhundert Meter tiefer liegt. Von oben bietet sich ein im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Blick, da der kräftige Wind tatsächlich die Luft zum Atmen durcheinander wirbelt. Tief unter uns brandet der Atlantik an die Spitze des Kaps, etwas weiter östlich heißt das Meer dann schon „Indischer Ozean“. Der Atlantik ist hier etwa fünf bis sechs Grad kälter als der Indische Ozean, so dass man sich die Meeresströmungen und die thermischen Folgen an dieser Stelle ausmalen kann.
Nachdem wir uns an diesem Blick sattgesehen haben, geht es hinunter zum „Kap der Guten Hoffnung“, um auch diesem berühmten Kap noch einen Ehrenbesuch abzustatten. Von der Spitze des kleinen Felsmassivs bietet sich ein schöner Ausblick auf das Cape Point, ansonsten gibt das Kap landschaftlich nicht viel. Man muss jedoch einmal dagewesen sein.
Der Rückweg nach Kapstadt führt uns an der Westküste der Halbinsel entlang. Dabei ist vor allem der „Cheapman’s Peak Drive“ wegen seiner spektakulären Straßenführung zu empfehlen. Die Straße zieht sich an einer steilen Felswand hoch über den heranbrandenen Wellen des Atlantiks entlang und folgt den Felsformationen in engen Kurven bis nach Hout Bay, einem größeren Ort an einer gegen Nordwest- und Westwinde geschützten Bucht. An jeder zweiten Kurve könnte man stehenbleiben und den Ausblick über das Meer und die Felsenküsten bewundern.
Nach einer kurzen Kaffeepause in Hout Bay geht es weiter die Westküste entlang, und bald kommen wir in die teuren und angesagten Küstenviertel von Kapstadt. Hier reiht sich Café an Café und Hotel an Hotel, alle mit Blick auf den Ozean, und die Bausubstanz lässt auf viel Geld schließen. Am späten Nachmittag kehren wir schließlich etwas müde aber voller neuer Eindrücke in unsere Unterkunft zurück und lassen den Tag zusammen mit Kapstädter Freunden bei Austern, Sushi und Weißwein in einem Restaurant ausklingen, dass wir alleine wahrscheinlich nicht gefunden hätten.
Morgen werden wir einen Ausflug in die Weinregion unternehmen.
Frank Raudszus
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