Das Golf-Paradies von Belek

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Ostern ist die ideale Zeit für Golf-Urlaub im Süden der Türkei

Nach einem langen, kalten Winter haben viele Golfspieler das Gefühl für den richtigen Schwung und die sonstigen Bewegungsabläufe in diesem technisch so schwierigen Sport verloren – oder befürchten es zumindest. Wer dann an einem nasskalten März- oder Apriltag zum ersten Mal wieder auf dem heimischen Platz abschlägt, findet meist nur schwer Tritt und den rechten Spaß an diesem Sport. Da liegt es nahe, vor Beginn der Saison in den – hoffentlich warmen – Süden zu entfliehen, um dort einerseits Sonne zu tanken und andrerseits die golferischen Fähigkeiten in einem angenehmen Klima wieder auf Vordermann zu bringen.

Eines der vielen Wasserhindernisse

Eines der vielen Wasserhindernisse

Der kleine Ort Belek in der Nähe von Antalya hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Mekka des Golfsports entwickelt. Wenn man mit Bus oder Auto an der Küste entlangfährt, passiert man nicht nur Hotel um Hotel mit dem Namenszusatz „Golf“, sondern neben der Straße sieht man auch die endlosen, sattgrünen Flächen gepflegter Fairways und Grüns sich dahinziehen. Alter Baumbestand gehört dabei sozusagen zum Inventar, und die feuchte Meeresluft sorgt für dichtes Gras und weich unterfütterte Fairways.

Die Zahl der Hotel, die den Golfsport zusammen mit ihren sonstigen Leistungen anbieten, ist beeindruckend und erübrigt eine detaillierte Aufzählung. Doch der ehrgeizige Golfer – wir verwenden diesen Begriff als „generisches Maskulinum“ – möchte sich natürlich stets verbessern und den Golfurlaub gerne mit einer professionellen Unterweisung verbinden. Da schrumpft die Zahl der Anbieter sofort erheblich, und die Auswahl wird entsprechend kleiner. Doch einige Reiseveranstalter – so etwa „Golf und Fun“ – bieten sogar eine Kombination von Hotelaufenthalt und Golfkurs an. Dabei sollte man jedoch auf die Art des Kurses achten. Unsere Internet-Recherche ergab, dass es – zumindest zu Ostern – nur in der Türkei entsprechende Angebote von Hotel und Golfkurs gibt. Eine gründlichere Suche hätte vielleicht andere Angebote zutage gefördert, doch wir wollten daraus kein „Projekt“ machen sondern schnell und einfach einen Golfurlaub mit Training buchen.

Die Angebote reichten vom Anfängerkurs bis zu Handicap-Kursen über und unter HCP 36. So konnten wir gezielt ein unseren Fähigkeiten entsprechendes Angbot auswählen. Dass dies gar nicht nötig gewesen wäre, merkten wir erst später.

Abschlag 6 unter PinienDer Kaya Eagles Golf Club liebt wenige Kilometer westlich von Belek. Man kann entweder direkt im Hotel Kaya oder in einem der vielen Hotels entlang des Strandes bei Belek unterkommen. Zu Ostern bot sich das Limak Arcadia in Belek an, da es als eines der wenigen Hotels gut ausgebucht war und dadurch ein gewisses Leben garantierte. In anderen Hotels am Strand arbeiteten noch die Handwerker, oder es waren sogar veritable Baustellen. Auf jeden Fall empfehlen wir Golfern, sich für die Dauer des Urlaubs einen Leihwagen zu nehmen, um unabhängig zu sein, sich nicht an ein Hotel in Platznähe binden zu müssen und – das sollte man nicht unterschätzen – auch einmal andere Orte als Golfplätze zu besuchen.

Der „Kaya Eagles Club“ empfängt die Besucher in einem repräsentativen, weit ausladenden Clubhaus, das durch seine großzügigenen Innenräume mit entsprechenden Verschattungen für den Sommer Kühle verspricht. Die spielte jetzt im April noch keine Rolle, und man konnte noch unbefangen die Sonne suchen, jedenfalle am Vor- und Nachmittag. Über Mittag kann es hier auch schon recht warm werden.

Wir hatten einen Kurs „HCP 36 und besser“ gebucht und waren auf eine größere Gruppe von Teilnehmern vorbereitet. Welch Überraschung, als unser Trainer Özdemir Özcan sich nicht nur in fließendem Deutsch vorstellte sondern uns auch mitteilte, dass wir für die nächsten fünf Tage seine einzigen Schüler seien – jedenfalls im Rahmen dieses Angebots. Das wertete für uns den Urlaub natürlich sofort erheblich auf. Özdemir hat sich seine beeindruckenden Deutschkenntnisse – wie auch das Golfspielen – weitgehend selbst beigebracht. Heute ist er offizieller PGA-PRO und unterweist nicht nur deutsche Golfspieler fließend in ihrer jeweiligen Muttersprache. Dass er darüberhinaus ein ausgesprochen liebenswürdiger und kommunikativer Mensch ist, wollen wir hier noch einmal ausdrücklich festhalten.

Das Training besteht im täglichen Wechsel aus zwei Stunden intensivem Training mit anschließend freiem Spiel auf der Anlage (allein) oder einer zweistündigen Platzbegehung mit dem Trainer, die man anschließend selbständig fortsetzen kann. So übt man bei dieser Art von Golftraining sowohl den einzelnen Schlag – Drive, Pitch, Chip, Put – als auch das wechselnde Spiel im konkreten Gelände mit seinen jeweils sich ändernden Anforderungen.

Die Anlage von „Kaya Eagles“ zeichnet sich in erster Linie durch den hervorragenden Zustand von Fairways und Grüns aus. Die Fairways sehen offensichtlich viel Wasser, kann man sich doch durchgehend an dem satten Grün und dem angenehm weichen Untergrund erfreuen und kommt überall gut unter den Ball. Die Roughs neben den Fairways sind ausgesprochen „fair“ angelegt (darum auch „Fairways“): kein Gebüsch, kein unübersichtlichers Unterholz, sondern lediglich unebener Grund unter hohen Pinien. Man findet fast jeden verzogenen Ball wieder und kann ihn meist auch noch – zwischen den Stämmen der Pinien hindurch – auf den Fairway schlagen. Allerdings säumen eine ganze Reihe von echten Wasserhindernisse die Fairways. Sie ziehen sich entweder am Abschlag entlang, zum, Beispiel bei der 9 und bei der 18, oder sorgen für Krümmungen des Fairways vor dem Grün, ebenfalls an 9 und 18. Die 2 führt als „Dogleg links“ um ein Wasser herum, und bei der 3 muss man den Abschlag als“blind shot“ über eine Anhöhe schlagen. Anschließend schützt ein weiteres Wasser das Grün. Am anderen Ende des sich von Süden nach Nordem erstreckenden Platzes teilt ein ausgedehntes Wassersystem den ganzen Platz, das unter anderem die Grüns der Bahnen 5 und 17 bewacht und sich auf der Bahn 12 in einer unangenehmen Entfernung vom gelben Abschlag durch den Fairway schlängelt. Wer hier schlecht trifft, dessen Abschlag landet zu früh im Gras und rollt in den Wassergraben, wer gut aber nicht gut genug trifft, dessen Ball landet unter Umständen „carry“ im Wasser. Vorlegen ist hier die beste Taktik. Dass alle Grüns durch Bunker gut geschützt sind, versteht sich von selbst; allerdings ist der Sand dort so fest, dass man zwar bei den Fairway-Bunkern mit langen Schlägern gut herausschlagen kann, bei den grün-nahen Bunkern dadurch jedoch andere Probleme bekommt.

Dichte Pinienwälder säumen die gesamte Anlage und schirmen sie optisch gegen die Außenwelt ab. Aber auch zwischen den einzelnen Löchern erstrecken sich diese Waldstücke und sorgen dadurch für eine gute Trennung der einzelnen Bahnen. Allerdings landet so mancher Abschlag auch gerne unter unüberhörbarem Klackern in den Pinien, vor allem bei Bahn 7, wo die dicken Bäume mitten im Fairway stehen.

Das gesamte Gelände ist flach und kennt nur wenige mäßige Anhöhen, so bei den Bahnen 5/6 und 17/18. Man braucht also auf diesem Platz keine Steigungen zu überwinden, und deshalb eignet er sich auch für ältere Spieler oder solche mit Konditions- oder Gehproblemen. Generell bietet der Platz keine besonderen Schwierigkeiten wie besonders enge Stellen oder betont unübersichtliches Gelände. Auch die Grüns sind bis auf einige Ausnahmen – etwa die 3, die 11 oder die 17 – recht eben. Die Wege zwischen den einzelnen Bahnen sind kurz und mit einem normalen Trolley einfach zu bewältigen. Zwar bietet der Club wie alle auch Elektrowagen an, aber die benötigt man auf diesem Platz eigentlich nicht, wenn man noch einigermaßen gut zu Fuß ist. Man sollte diesen Platz mit dem normalen Golf-Trolley absolvieren, weil man dann im langsamen Voranschreiten wesentlich besser die Architektur des Platzes und vor allem die Landschaft genießen kann.

Letzterer Punkt verdient besondere Erwähnung. Im Norden des Platzes erstrecken sich in einiger Entfernung Bergrücken, die im April noch ausgeprägte Schneegipfel aufweisen. Wenn man auf der 1 oder der 10 abschlägt, hat man bei klarer Sicht diese schneebedeckten Berge vor sich. Da lohnt es sich schon, den Abschlag und auch die Faiwayschläge etwas zu verzögern und die Landschaft zu genießen.

Die Greenfees sind in den Clubs rund um Belek nicht gerade niedrig; deshalb können wir nur empfehlen, die Buchung über einen Reiseveranstalter im Rahmen eines Gesamtpakets vorzunehmen. Die Reiseveranstalter verfügen über andere Möglichkeiten der preisgestaltung und – verhandlungen als der normale Tourist, der hier vielleicht spontan Lust bekommt Golf zu spielen.

Und wenn man dann einen Tag mal keine Lust auf Golf hat oder eine „schöpferische Pause“ benötigt, dann sollte man sich den Luxus eines Ausflugs in die Umgebung gönnen. Dabei bietet sich besonders der Köprüsü Kanyon an oder die antike Stadt Side mit ihren umfangreichen Ausgrabungen.

Frank Raudszus

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