Walter Stein: „Das kleine Sternenbuch“
Wer in einer lauschigen Sommernacht in den sternklaren Himmel schaut, denkt sich oft, dass es doch schön wäre, alle diese Konstellationen von hellen und weniger hellen Sternen und Planeten zu kennen und sie erklären zu können, zum Besipiel einer hübschen jungen Dame, die man damit beeindrucken kann. Doch auch zu wesentlich prosaischeren Zwecken ist die Kunde der Gestirne nützlich, haben sich die Seefahrer vor der Erfindung des Kompasses doch – außer nach Landmarken – vor allem nachts nur nach den Sternen gerichtet. Dazu muss man natürlich die einzelnen Sterne kennen und auch wissen, welcher von ihnen zu welcher Jahreszeit wo steht.
Das vorliegende Buch gibt erst einmal einen Überblick über die Grundlagen der terrestrischen Navigation, so über die Bedeutung der Erdkrümmung und über den Grund für die Jahreszeiten. Es erzählt etwas über die Ekliptik der Sonne – ihre jährliche Bahn durch über die „virtuelle“ Himmelskugel – und erklärt Begriffe wie Zenith, Nadir, Frühlings- und Herbstpunkt sowie Sommer- und Wintersonnenwende. Weiterhin lernt der Leser etwas über die Ausdehnung des Sonnensystems und die Größenverhältnisse von Sonne, Mond und Erde sowie den anderen Planeten. Dazu gehört auch die Erklärung von Mond- und Sonnenfinsternis.
Ein ausführliches Kapitel ist den Sternbildern gewidmet, die natürlich nur scheinbar aus einer Gruppe zusammengehöriger Sterne bestehen. In Wirklichkeit sind die Bestandteile eines Sternbildes meist weit auseinanderliegende Sterne, die noch nicht einmal in der selben Galaxis liegen müssen. Die unterschiedliche Helligkeit und Größe dieser Sterne wird ausgeglichen durch die unterschiedlichen Entfernungen, so dass sie dem Betrachter auf der Erde als etwa gleich groß erscheinen. Die ungeheuren Distanzen verhindern auch jegliche spürbare perspektivische Veränderung durch den Weg der Erde um die Sonne während des Jahres, so dass die Sternbilder auf Ewigkeiten am Himmel fixiert zu sein scheinen. Walter Stein erläutert die Lage der einzelnen Sternbilder am Himmel und zueinander und gibt Hilfen, einzelne weniger auffällige Sternbilder ausgehend von anderen zu finden. Dabei geht er auch auf die einzelnen Jahreszeiten und die jeweils zugehörigen Sternbilder des Nord- und Südhimmels ein.
Der zweite Teil ist dann detailliert der Sonne, den Planeten und dem Mond gewidmet. Die physikalischen Parameter spielen dabei ebenso eine Rolle wie besonderheiten ihrer Umlaufbahnen bzw. ihres Erscheinungsbildes von der Erde aus. Das letzte Kapital behandelt die Fixsterne, ihre Einteilung in Größenklassen, ihre Standorte im Universum und ihre Farben, die wiederum etwas über die Temperatur aussagen, und über ihre Entstehungsgeschichte.
Walter Stein beschreibt all diese komplexen Zusammenhänge in einfacher, verständlicher Sprache und ohne jegliche Mathematik, so dass auch Leser ohne besondere mathematische oder physikalische Kenntnisse das Buch verstehen. Es richtet sich sowohl an Segler (sogar Motorbootfahrer!), die etwas über die astronomische Navigation lernen wollen, als auch für interessierte Leser, die einfach den Himmel verstehen – oder vielleicht einem Mädchen die Sternbilder erklären wollen.
„Das kleine Sternenbuch“ist im Verlag Delius Klasingerschienen, umfasst 200 Seiten und kostet 14 €.
Frank Raudszus
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