Elisa Hoven beschreibt in ihrem Roman „Dunkle Momente“ neun Fälle der fiktiven Strafverteidigerin Eva Herbergen – man beachte die Initialen.
Im ersten Fall, „Notwehr“ übertitelt, geht es um einen Rentner, der angeblich aus Notwehr einen siebzehnjährigen Einbrecher erschossen hat, der mit einem teuren Gemälde als Beute flüchten wollte. So weit so gut; der Fall scheint rechtlich klar zu sein, und die Strafverteidigerin erwartet einen Freispruch für den alten Mann. Doch irgendwie hegt sie ein Misstrauen gegen ihn und muss nach einigen Recherchen schließlich feststellen, dass der Mann den jungen Einbrecher hinterrücks erschossen und ihm das teure Gemälde nachträglich untergeschoben hat. Doch als Ironie des Schicksals wird der vorher als solcher entlarvte Mörder eines Tages erstochen in seinem Wohnzimmer aufgefunden, die Hände auf dem besagten Gemälde. Mangels Einbruchspuren wird das Verbrechen nie aufgeklärt.
In dem Fall „Pflicht“ wird Eva Herbergen als Pflichtverteidigerin einem Flüchtling aus Uganda zugeteilt, der aufgrund einer markanten Gesichtsnarbe identifiziert wurde. Ein Zeuge berichtet, dass der Flüchtling als Rebellenführer sein Dorf überfallen und seinen Sohn entführt habe. Der Junge sei nie wieder aufgetaucht, doch er, der Vater, hoffe immer noch, ihn einmal wiederzusehen. Welch überraschende Wendung der Fall nimmt und wie eine Lüge schließlich viel Leid erspart, soll hier nicht verkratzen werden.
Was ist Recht und was Gerechtigkeit? Um diese beiden Fragen geht es in Elisa Hovens Roman. Für die Strafverteidigerin geht es in jedem Fall darum, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und für ihren Mandanten das bestmögliche Urteil zu erwirken. Als Leser nehmen wir teil an der Suche nach der Wahrheit mit allen Irrungen und Wirrungen. Das liest sich herausfordernd und führt die Leser oft auf die falsche Fährte. Ein Stück weit geistige Herausforderung, verbunden mit viel Lesespaß.
Das Buch ist im Verlag S.Fischer erschienen, umfasst 333 Seiten und kostet 22 Euro.
Barbara Raudszus
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