Sally Rooney erzählt in ihrem Roman „Intermezzo“ von einem Lebensabschnitt zweier ungleicher Brüder in Irland.
Die Brüder haben gerade ihren Vater verloren, und beide leiden unter dem Verlust. Ivan, der Jüngere, hatte eine sehr enge Bindung zu seinem Vater und kommt mit der neuen Situation nicht gut klar. Als er auf einem Schachwettkampf Margret kennenlernt, fühlt er sich zu ihr hingezogen und gut aufgehoben. Er verliebt sich Hals über Kopf in sie. Auch die von ihrem Ehemann getrennt lebende Margret verliebt sich in den jüngeren Schachspieler. Die beiden gehen sehr empathisch miteinander um. Offenbar verbindet sie eine große Seelenverwandschaft.
Peter ist gut zehn Jahre älter als Ivan, arbeitet als Anwalt und ist gesellschaftlich anerkannt. Während er mit seinen dreißig Jahren fest im Leben verankert ist, trägt Ivan noch eine Zahnspange und weiß nicht so recht, was er von seiner Zukunft erwarten soll. Durch Margret wird er stabilisiert und widmet sich wieder erfolgreich seinem Schachtalent.
Als Peter von Ivans Beziehung erfährt, meint er, Margret nutze seinen Bruder aus. Dadurch kommt es zum Konflikt zwischen den Brüdern, da Ivan sich nicht von seinem älteren Bruder bevormunden lassen will. Erst nach und nach erfährt der Leser Details über Peters Liebesleben. Aus einer alten Beziehung zu Sylvia hat er sich wegen ihrer schweren Erkrankung gelöst. Dafür hat er sich in die Studentin Naomi verliebt. Doch so ganz kann er von Sylvia nicht lassen. Er fühlt sich für sie verantwortlich, gerade jetzt in der schweren Zeit ihrer Krebserkrankung. So steht er in einem Spagat zwischen den beiden Frauen, was natürlich ständig zu Konflikten führt, die er durch Alkohol zu betäuben versucht.
Als die Brüder zufällig wieder aufeinandertreffen, kommt es zu einem gefährlichen Gewaltexzess zwischen ihnen. Diese Situation ist dennoch der Auslöser für eine erneute Annäherung zwischen ihnen. Beide haben die heikle Situation noch oft gedanklich durchgespielt und mehr Verständnis füreinander entwickelt.
Rooneys Roman lebt weniger von der äußeren Welt der Protagonisten – dafür hätte es nicht knapp 500 Seiten gebraucht. Stattdessen stehen die Innenwelt der beiden Brüder und auch von Margret und Sylvia sowie die Reifung der Brüder im Mittelpunkt. Das ist gut erzählt und nachvollziehbar, allerdings etwas sehr langatmig erzählt.
Das Buch ist im Claassen-Verlag erschienen, umfasst 500 Seiten und kostet 24 Euro.
Barbara Raudszus
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