Haruki Murikami ist vor allem für die Doppelbödigkeit seiner Romans bekannt, die den Boden des Alltäglichen und Nachvollziehbaren schnell verlassen und die Leser in eine ambivalente Welt des Symbolischen entführen. In dem vorliegenden Buch ist er jedoch einmal ganz prosaisch, um nicht zu sagen trivial. Nachdem ihn jemand – ein Verlagsmitarbeiter? – auf sein breites Repertoire an T-Shirts angesprochen hatte, beschloss, diese in einem eigenen Buch vorzustellen. Ohne jegliche Doppelbödigkeit lernen wir hier nicht nur seinen „Sammlertick“ bezüglich dieses einfachen Kleidungsstücks kennen, sondern auch den Autor in seinem Alltag. Denn Murakami gesteht, dass er gerne Sport treibt und bereits verschiedene große Marathons“ mitgelaufen ist, dass er an keinem Angebot von T-Shirts vorbeigehen kann und so bei jeder guten oder auch weniger guten Gelegenheit zugreift.
Auf 153 Seiten stellt er je ein T-Shirt mit Bild und einer kurzen Erwerbsgeschichte vor, wobei er die Sammlung grob nach dem Kontext der künstlerischen Gestaltung strukturiert hat: Getränke, Sportarten, Firmenlogos und andere mehr. Die Lebensgeschichten der einzelnen T-Shirts werfen dabei ein bisweilen aufschlussreiches Bild auf ihren Sammler, wobei Murakami frank und frei seine kleinen Schwächen oder Vorlieben offenbart.
Nach der Einzelvorstellung der ihm liebsten T-Shirts folgen weitere dreißig Seiten mit einer eher summarischen Vorstellung weiterer solcher Hemden, die es nicht auf die ersten Plätze geschafft haben, aber deswegen auch nicht reif zum wegwerfen sind.
Keine Literatur, sondern nur ein Blick in den Kleiderschrank und die Gewohnheiten des Schriftstellers.
Das Buch ist im Dumont-Verlag erschienen, umfasst 188 Seiten und kostet 24 Euro.
Frank Raudszus
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