Yorn: „Gast im Glück“

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Jürgen Michaelsen, in der Modebranche als „Yorn“ bekannt, beschreibt in unterhaltsam amüsanter Weise seinen Weg von dem nordhessischen Hundelshausen nach Paris zu den großen Modepäpsten.

Seine erste Begegnung mit dem Thema extravaganter Mode findet in eben diesem Hundelshausen im Werratal statt, wo Jürgen von seinen Eltern zu einer befreundeten Metzgerfamilie geschickt wird, um sich einmal richtig satt zu essen. Das tut er natürlich als Nachkriegskind im Jahr 1946 sehr gerne. Er ist gerade einmal elf Jahre alt und hat natürlich noch gar keine Vorstellung von seiner beruflichen Zukunft. Als er in einem kleinen Wäscheladen eine rot-schwarze Reizwäsche entdeckt, ist er von diesem Dessous derart fasziniert, das er es seiner Mutter als Überraschungsgeschenk mitbringt. Wie die Familie das Geschenk aufnimmt, ist köstlich beschreiben, und der amüsierte Leser wird herzlich darüber lachen können. Die besten Geschichten erzählt doch immer wieder das Leben.

Yorn plaudert ohne jede Eitelkeit über seine erstaunliche Karriere in der Modebranche. Er sagt über sich selbst, dass er das Zeichnen zum Beruf machen musste, da seine sonstigen Fähigkeiten sehr begrenzt waren und er schlicht nichts „Vernünftiges“ lernen konnte.

Tatsächlich schafft er es, als Assistent im Studio von Christian Dior in Paris angenommen zu werden. Jürgen fühlt sich wie im Paradies. Für die Franzosen ist der Name Jürgen nahezu unaussprechlich, und so kommt es, dass Dior den jungen Mann vor versammelter Mannschaft einfach in Yorn umtauft. Unter diesem neuen Namen wird Jürgen Michaelsen eine großartige Karriere in der Modebranche machen.

Es ist eine sehr kurzweilige Lektüre für den Leser, wie Yorn von Episode zu Episode seinen Weg mit und in der Mode findet. Es zeigt aber auch, welch starke Triebfeder das Beseeltsein im Leben eines Menschen ist. Neben der Mode war Yorn auch immer dem guten Essen zugeneigt, und so finden wir am Ende des Buches eine Auswahl seiner Lieblingsrezepte, die zum Ausprobieren empfohlen werden.

Zu Corona-Zeiten ist dieses lesenswerte Buch eine erheiternde Lektüre, die den Leser an einem außergewöhnlichen Leben teilhaben lässt und sehr viel positive Energie verströmt. Nicht zuletzt durch die amüsanten Grafiken von Sempé, der es als Yorns persönlicher Freund versteht, das Thema immer wieder mit flottem Strich auf den Punkt zu bringen.

Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 199 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

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