Martin Walker: „Grand Prix“

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Martin Walker ist bekannt für seine Romane aus dem Périgord im Südwesten Frankreichs. In dem kleinen – fiktiven – Ort Saint Denis ist Bruno der Chef der örtlichen Polizei. Während einer Oldtimer-Rallye wird er zum Todesfall eines älteren Pensionärs gerufen. Äußerlich scheint es sich um einen Herzinfakt zu handeln, und auch der Arzt bestätigt eine natürliche Todesursache. Doch Brunos Bauchgefühl sagt ihm, dass irgendetwas nicht stimmt, und so bittet er die örtliche Rechtsmedizinerin – hier kennt jeder jeden! – halb privat und ohne echten Verdachtsgrund um eine Obduktion. Gleichzeitig wird er wegen der plötzlichen Erkrankung eines Fahrers der Rallye selbst zum Mitfahrer, da er die junge Mitfahrerin und Mitbürgerin von Saint Denis nicht enttäuschen will. Dabei lernt er einige extravagante Männer kennen, die einerseits über viel Geld verfügen und andererseits auf der Suche nach einem alten Bugatti aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind. Da es von diesem Modell nur vier Exemplare gab, von denen eins während des Kriegs im Périgord verschwunden ist, geht es um sehr viel Geld.

Während sich Bruno mit lokalen Kleinigkeiten wie halbkriminellen Jugendlichen und deren Eltern herumschlägt, stellt sich heraus, dass der tote Pensionär sich offensichtlich zuletzt für externe Auftraggeber mit Dingen beschäftigt hat, die dem verschwundenen Bugatti sehr nahe kommen. Der durch die Obduktion schließlich bestätigte Verdacht eines Verbrechens führt Bruno auf eine anfangs nur vage Spur, für die er keinerlei Beweise vorlegen kann. Als jedoch eine alte Geliebte und heutige Karriere-Polizistin ihn wegen eines Geldwäsche-Verdachts ausgerechnet gegen die Bugatti-Fans kontaktiert, wird er hellhörig und beschließt, all seine Kraft dem Fall des toten Pensionärs und des verschwundenen Bugattis zu widmen.

Wir wollen hier nicht verraten, wie sich die kriminalistische Seite des Hörbuchs entwickelt, jedoch nicht versäumen, auf die Besonderheiten dieses Romans und seiner Hörversion hinzuweisen. Martin Walker geht es in erster Linie nicht um die Auflösung eines Kriminalfalles sondern um die Schilderung der Landschaft und der Menschen des Périgord. Das erreicht er durch viele kleine Nebenhandlungen – einschließlich der obligatorischen Liebesgeschichte – und durch detailreiche und liebevolle Beschreibungen der Personen. Da ist der Wirt des Bistros, der Brunos Privatleben so genau wie diskret verfolgt; da ist seine ehemalige Geliebte, die jetzt einen Reitschule betreibt, oder die andere, die eine Polizeikarriere der Ehe mit einem Kleinstadt-Polizisten vorgezogen hat. Da sind aber auch die Familienstreitigkeiten um alte Landhäuser und Ländereien, die stets auch ein Mordmotiv liefern könnten; und da sind schließlich das gute Essen und Trinken, die  dieser Roman durch derart detailreiche Beschreibung der Rezepte adelt, dass dem Leser das Wasser im Munde zusammenläuft.

Wenn am Ende der Kriminalfall gelöst und die – lange unverdächtige – Täterperson gefasst ist, haben sich einerseits alle Reibereien und Missverständnisse in Wohlgefallen aufgelöst und bleibt andererseits die Frage, ob Bruno eine weitere „Verflossene“ beklagen muss oder – nach seinem neunten Fall – endlich in den Hafen der Ehe einlaufen kann. Man darf ersteres annehmen, da eine feste Ehefrau in weiteren Romanen der Handlung nur abträglich sein würde….

Johannes Steck liest das Hörbuch mit einer variantenreichen Stimme, die sowohl unterschiedliche Geschlechter und Altersstufen als auch die verschiedensten Charaktere vom gutherzigen Kneipier über den schneidigen Polizeioffizier bis zum undurchsichtigen Edelkriminellen glaubwürdig wiedergibt. Man lässt sich gerne in dieses so entspannte wie genussfreudige Fleckchen Erde in „Gottes Frankreich“ entführen.

Das Hörbuch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst acht CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 602 Minuten und kostet 18,95 Euro.

Frank Raudszus

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