Die Ferienorte Zell am See und Kaprun liegen im breiten Salzachtal, das sich im Salzburger Land südlich des Zeller Sees von Osten nach Westen erstreckt. Morgens scheint die Sonne vom Pongau der Länge nach durch das Tal und abends vom westlichen Pinzgau – wenn sie denn scheint. Bei unserem Besuch im Oktober tat sie es, und das ganztägig aus einem strahlend blauen Himmel. Dadurch konnte auch das Kitzsteinhorn seine prägende Rolle in dieser Region voll ausspielen und sich den ganzen Tag in makellosem Weiß und – je nach Tageszeit – in verschiedenen Schattierungen präsentieren.
Doch der weiße Sport stand bei diesem Besuch nicht im Vordergrund, auch wenn die Lust am Skisport angesichts des bevorstehenden Winters bereits in den Beinen juckte. Dieses Mal stand der Golfsport im Mittelpunkt, und da hat Zell am See einiges zu bieten. Der Golfplatz „Zell am See“ liegt auf halber Strecke zwischen Zell am See und Kaprun mitten im flachen Salzach-Tal. Das hat golftechnisch zwei Konsequenzen: einerseits gibt es auf diesem Platz – für Österreich selten! – keine Erhebungen über ein bis zwei Metern, andererseits findet sich Wasser in Hülle und Fülle, denn die Salzach und das Schmelzwasser von den umliegenden Hängen liefern über das Jahr mehr als ausreichende Mengen dieses Elements.
Dennoch braucht man als Golfspieler nicht auf das alpine Flair zu verzichten, denn der Blick weilt praktisch bei jedem Schlag – so er nicht auf den Ball gerichtet ist – auf den umliegenden Bergen. Und da nimmt das Kitzsteinhorn eine ausgesprochen prägende Rolle ein. In etwa der Hälfte der Löcher – die anderen führen in die Gegenrichtung – spielt man mehr oder minder auf das Kitzsteinhorn zu oder hat es zumindest halb seitlich im Blick. An einem Tage wie diesem kann man sich dem Eindruck kaum entziehen, ragt es doch mit seiner markanten Spitze und den weißen Schneehängen unübersehbar aus der landschaftlichen Umgebung heraus.
Doch als Golfspieler muss man die Augen bis zum letzten Augenblick auf den Ball heften, soll dieser nicht irgendwo im seitlichen Rough oder gar im Wasser landen. In so einem Falle kann man dann bei der Suche nach dem Ball die Spiegelung des Kitzsteinhorns im frontalen oder seitlichen Wasser bewundern, wobei der Begriff „Wasser“ in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist. Denn davon gibt es auf dem Golfplatz Zell am See – wie bereits erwähnt – mehr als ausreichend. Dabei haben sich die Platz-Architekten die verschiedensten Anordnungen ausgedacht, mit denen man einem durchschnittlichen Golfspieler den Schweiß auf die Stirn treiben kann. Wir konnten an diesem Tag nur den Kurs „Schmittenhöhe“ absolvieren, aber der steht stellvertretend für die gesamte Anlage.
Das erste Loch glänzt noch mit Abwesenheit von Wasser, wenn man von dem morgendlichen Tau auf dem Fairway absieht. Doch dieser bereitet durch sein Glitzern bei Gegenlicht bereits ziemliche Probleme, da man den Ball auf dem Fairway – so er denn da liegt – gar nicht oder erst nach dem Passieren in der Rückschau sieht. Kaum hat man sich an diese – jahreszeitlich bedingte – optische Schwierigkeit gewöhnt, naht auf dem zweiten Loch die nächste Herausforderung: nun muss man den Ball bereits beim Abschlag über eine breite Wasserfläche schlagen, was angesichts der noch ungefestigten Routine am Morgen gar nicht so einfach ist. Bei dem vierten Loch schiebt sich kurz vor dem Grün wieder ein im Morgenlicht glänzendes Wasser weit in den Fairway hinein und lockt jeden fliegenden Ball zum Bade. Beim nächsten Loch zieht sich ein breites – von einer Brücke überspanntes – Wasserband in unangenehmer Entfernung vom Abschlag über den gesamten Fairway, das man nur mit einem sauberen Schlag überwinden kann.
S0 geht es mit verschiedenen Varianten weiter. Mal versteckt sich das Wasser links oder rechts im „Dogleg“-Knick, mal lehnt es sich ans Grün an, mal riegelt es den ganzen Fairway ab. Zwischendurch gibt es durchaus auch einmal wasserfreie Löcher, die drohen dann aber mit eng geführten Aus-Linien wie bei Loch 16 oder erschweren den Abschlag durch enge Passagen zwischen hohen Bäumen.
À propos Bäume: neben den sattgrünen, von viel Feuchtigkeit genährten Fairways und Grüns beeindruckt hier vor allem der alte, hohe Baumbestand, der jetzt im Herbst in allen Farben schillert. Wer sich nicht an seinem Spiel erfreuen kann, kann sich jedenfalls an der Optik dieses Platzes schadlos halten. Dabei ist allerdings zu betonen, das Fehlschläge in diesem Fall nicht auf den Platz zurückzuführen sind, es sei denn, man definiert die Anordnung der Wasser als „Platzfehler“. Der Spieler muss sich hier bei jedem verzogenen Ball an die eigene Nase fassen, denn der Platz gibt keinen Anlass zur Klage.
Wenn man dann auch die „16“ mit der engen Kurve um den Nachbar-Acker gemeistert hat, kommen zum Schluss noch einmal zwei wasserreiche Löcher. Bei der „17“ dehnt sich vor dem Grün ein breites Wasserhindernis aus, das „Longhitter“ mit dem zweiten Schlag überwinden können. Weniger potente Spieler schaffen das mit dem dritten Schlag, falls das Vorlegen mit dem zweiten nicht im Wasser endet. Falscher Ehrgeiz kann hier schnell zum „Eigentor“ führen. Auf dem letzten Loch – einem langen Par 5 – droht das Wasser dann zum Schluss vor dem Grün. Da man hier nicht zu lang schlagen darf, droht ein zu knapp bemessener Schlag kurz vor dem rettenden Finale im Teich zu enden.
Wenn man dann bei Loch 19 die Rückschau mit entsprechend vielen „Hätte“- und „Wenn“-Sprüchen würzt, setzt sich dennoch die Überzeugung durch, eine erlebnisreiche Runde auf einem wunderschönen Platz erlebt zu haben. Da geht man anschließend gerne in die Tauern-SPA bei Kaprun, die neben einem modernen Hotel der Extraklasse auch einen unübertroffenen Thermen- und SPA-Bereich anbietet. Hier kann man ganz schnell die allfälligen Fehlschläge beim Golf vergessen und sich einreden, die nächste Runde ganz sicher fehlerfrei zu spielen.
Frank Raudszus
No comments yet.