Der neue Roman von Donna Leon, „Stille Wasser“, beginnt gar nicht gut für Commissario Brunetti, denn während eines Verhörs erleidet er eine Herzattacke. Das erste Mal spürt er am eigenen Leib die Endlichkeit des Lebens. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als eine längere Auszeit zu nehmen, um sich zu erholen. Völlig abgeschieden, in einer Villa von Verwandten, verbringt er mehrere Wochen in der Laguna von Venedig. Er nimmt Naturschönheiten wahr, trifft sich mit Einheimischen, fährt Rad und genießt besonders das Rudern mit Davide durch die Weiten der Lagune. Davide ist ein rüstiger Siebziger und hat vor vier Jahren seine Frau durch eine Krebserkrankung verloren. Er hat den Verlust der geliebten Frau noch nicht verwunden und fühlt sich irgendwie schuldig. Zwischen Brunetti und Davide entwickelt sich eine herzliche Freundschaft, und die Stunden gemeinsamen Ruderns tun beiden gut.
Doch dann schlägt das Schicksal zu. Während eines Gewittersturms verschwindet Davide samt Boot irgendwo in der Laguna. Man findet ihn später ertrunken auf. Doch etwas stimmt an dem Unglücksfall nicht. Brunettis Spürnase wittert ein Verbrechen. Jetzt ist es vorbei mit seinem beschaulichen Urlaub. Brunetti ist einem Umweltskandal auf der Spur…..
Wieder gelingt es Donna Leon, ein brisantes Thema zum Thema eines Romans zu machen. In diesem Falle geht es um giftige Abfälle, die nicht ordnungsgemäß entsorgt wurden. Wieder ist viel Lokalkolorit dabei. Es geht dieses Mal jedoch nicht um Venedig, sondern um die Schönheit der Laguna und um die Menschen, die in aller Bescheidenheit in Einheit mit der Natur leben. Ihre Erwerbsgrundlage wird durch verantwortungslose Geschäftemacher zerstört.
Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 343 Seiten und kostet 24 Euro.
Barbara Raudszus
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