Der Roman von Paola Soriga spielt im Jahr 1944 während des Zweiten Weltkrieges. Ida hat den Widerstand gegen die Deutschen unterstützt und hat jetzt große Angst, von den Faschisten entdeckt zu werden. Sie hält sich in einer Höhle außerhalb Roms versteckt. Mutterseelenallein harrt die Siebzehnjährige aus. Ihr einzigen Begleiter sind die Mäuse, das Geräusch ihres eigenen Atems und Wassertropfen, die irgendwo herabfallen. Sie ist dort unsäglich allein. Seit zwei Tagen ist niemand mehr gekommen, um mit ihr zu reden und sie mit Essen zu versorgen. Die Angst sitzt ihr ständig im Genick, besonders, wenn sie draußen Schritte vernimmt und nicht weiß, wer die Höhle betritt. Täglich ritzt sie einen Strich in die Wand, um noch irgendeine Struktur in ihr Leben zu bringen.
Wer kommen sollte, ist Rita. Sie ist die einzige, die weiß, wo Ida sich versteckt. Die Gedanken kreisen in Idas Kopf. Ist Rita vielleicht erschossen worden? Und was ist mit Antonio? Wurde er irgendwohin verschleppt und vorher noch mit Faustschlägen misshandelt? Antonio mit seinen schönen schwarzen Locken, seinen blauen Augen und den dichten Wimpern, in den Ida unsterblich verliebt ist.
Die Kapitel des Romans springen wie Idas Erinnerungsfetzen in der Zeit hin und her. Der Leser braucht eine Weile, um zu verstehen, worum es hier geht. Ida stammt aus einer kinderreichen Familie auf Sardinien. Als Zwölfjährige wird sie nach Rom zu ihrer älteren Schwester Agnese und deren faschistischem Mann Francesco geschickt. Hier kann sie wieder die Schule besuchen. Sie lernt dort das jüdische Mädchen Micol kennen, die ihre beste Freundin wird. Doch der Faschismus wird immer grausamer: eines Tages werden die Juden in Rom abtransportiert, auch Idas Freundin Micol. Ein Vergeltungsmassaker der Deutschen, bei dem 335 Menschen hingerichtet und in einem Graben verscharrt werden, geht an Ida nicht spurlos vorbei. Sie sieht die Toten im Graben liegen. Nach diesen Erlebnissen unterstützt Ida ganz bewusst die Partisanen und begibt sich damit in eine lebensgefährliche Situation.
Paola Soriga beschreibt in 36 Kapiteln den Ausnahmezustand des Jahres 1944 sowie die Empfindungen und Handlungen der Menschen, die dieses unmenschliche System beenden oder nur überleben wollen. Als der Krieg endlich zu Ende ist, bleiben bei aller Erleichterung die Traumata, die als Albträume weiter in den Köpfen spuken werden.
Das Buch ist im Verlag Wagenbach erschienen, umfasst 156 Seiten und kostet 14,90 Euro.
Barbara Raudszus
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