Hans Fallada: „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“

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Ein Zwischenkriegsroman über die Tragik einer kriminellen Karriere.

Hans Fallada, mit bürgerlichem Namen Rudolf Ditzen, hat vor und nach dem zweiten Weltkrieg eine Reihe sozialkritischer Romane verfasst. Einer davon – „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ – handelt von dem fast unausweichlichem Abstieg in das soziale Abseits für einmal Vorbestrafte. Der Verlag „Hörbuch Hamburg“ hat jetzt Falladas Romane in einer eigenen Reihe neu aufgelegt.

1601_blechnapfWilli Kufalt hat fünf Jahre wegen Unterschlagung eingesessen, nimmt sich aber bei seiner Entlassung fest vor, ab sofort ein geordnetes bürgerliches Leben zu führen. Den Anwerbeversuch eines Mithäftlings für gewinnbringende kriminelle Unternehmungen lehnt er standhaft ab. In einem (gar nicht so) christlichen für ehemalige Straffällige wird er als billige Arbeitskraft ausgebeutet und von morgens bis abends schikaniert. Als er daraufhin mit Kameraden ein eigenes Schreibbüro gründet und dafür gewisse finanzielle Risiken auf sich nimmt, fliegt der Versuch nicht nur auf, sondern er wird auch noch von einem Kameraden betrogen.

Anschließend findet er dennoch eine Anstellung als Abonnementswerber bei einer kleinen Zeitung und hat auch durchaus Erfolg. Er lernt ein nettes Mädchen kennen, und auch der Schwiegervater in spe hat nichts gegen eine Ehe. Allerdings hat die junge Frau einmal geäußert, dass sie niemals einen Vorbestraften heiraten würde. Wie es das Schicksal will, wird er zu Unrecht eines Raubs verdächtigt, und dabei kommt seine Vergangenheit ans Tageslicht. Innerhalb nur eines Tages sind Verlobte und Anstellung Vergangenheit. In seiner Enttäuschung und Frustration erinnert er sich an seinen alten Mithäftling und klopft bei diesem in Hamburg an, um jetzt seinem kriminellen Ruf gerecht zu werden.

Das Hörbuch verkürzt den Roman insofern, als er eine Zwischenhandlung auslässt. Hier versucht Kufalt, seinen alten Bekannten zu einem scheinbar einfachen Überfall auf ein Juweliergeschäft zu überreden. Dieser lehnt jedoch ab, weil ihm der Coup zu schlecht vorbereitet erscheint. Daraufhin führt Kufalt den Überfall auf eigene Rechnung aus und läuft prompt der Polizei in die Arme. fast erleichtert zieht er wieder ins Gefängnis ein, weil er nur hier noch einen geregelten Alltag mit Unterkunft und Verpflegung erwarten kann.

Der Roman ist eine bittere Abrechnung mit einer bürgerlichen Gesellschaft, die einem einmal gestrauchelten keine zweite Chance mehr gibt und ihn auf Lebzeiten brandmarkt. Wer einmal im Gefängnis gesessen hat, kommt nie mehr davon frei und muss für den Rest seines Daseins auf ein selbstbestimmtes Leben verzichten.

Das Hörbuch basiert auf einem Hörspiel aus den 50er Jahren und ist somit eine Rarität. Die Sprecher kennt heute keiner mehr, aber gerade deshalb ist es reizvoll, sich noch einmal in diese Zeit zurückzuversetzen, die Art der Regie nachzuvollziehen und die Sprecher zu erleben. Für heutige Ohren wirken diese Hörspiele fast ein wenig betulich, aber gerade das macht ihren Reiz aus. Auch ohne falsche Nostalgiegefühle ist es stets ein Erlebnis, die künstlerischen Maßstäbe und Konzepte der Nachkriegszeit kennenzulernen.

Das Hörbuch ist im Verlag

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