Thomas Meyer: „Hannah Ahrendt – Die Denkerin des 20.Jahrhunderts“

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Nach der ausführlichen Biographie der deutsch-jüdischen Philosophen hat Thomas Meyer nun noch eine Kurzfassung in der „Wissen“-Reihe des Verlags C. H. Beck vorgelegt. Diese kleinen Bände fassen wichtige Themen der Geisteswissenschaften zusammen und wenden sich an ein interessiertes Publikum, das sich die Lektüre der jeweils detaillierten Literatur aus verschiedenen Gründen nicht leisten kann. Bekanntlich erfordert ja das Komprimieren von Wissen wesentlich mehr Aufwand als die detaillierte Ausbreitung, vor im Falle von Autoren, die tief im Stoff stecken, weil ihnen nahezu nichts unwichtig erscheint.

Doch Thomas Meyer hat mit diesem kleinen Band tatsächlich ein gelungenes Kompendium zu Leben und Bedeutung von Hannah Arendt abgeliefert, das auch nicht bewanderten Lesern eine Übersicht über die wichtigsten Stationen biographischer und wissenschaftlicher Art liefert. Deutlich skizziert er die persönliche Betroffenheit Arendts durch die Judenverfolgung, der sie sich erst nach Frankreich und dann gerade noch rechtzeitig in die USA entziehen konnte. Auch die Beziehungen zu bekannten Intellektuellen ihrer Zeit bis hin zur nicht nur fachlichen zu Heidegger, werden erwähnt und eingeordnet.

Vor allem geht es Thomas Meyer in diesem kleinen Buch jedoch um die Einordnung von Hannah Arendt in den philosophischen und soziologischen Kontext ihrer Zeit. Ihre Orientierung an der Gegenwart und deren Ereignissen sowie ihre Abneigung gegen ein weltabgewandtes, „reines“ Denken kommen deutlich zum Ausdruck. Das schlägt sich auch in ihrem bekanntesten Werk nieder, „Eichmann in Jerusalem“, für das sie anfangs viel Kritik erfuhr wegen angeblichen Verständnisses für den Verwalter der Judenvernichtung. Meyer hebt ausdrücklich hervor, dass sie sich auch darin von ihren intellektuellen Zeitgenossen unterschied, dass sie berechtigtes moralisches Entsetzen nicht für intellektuelle Eindimensionalität nutzte, sondern selbst bei einem solch exemplarischen Fall ethischen Schreckens stets kühlen Kopf bewahrte.

Da wir die ausführliche Biographie bereits hier vorgestellt haben, erübrigt es sich an dieser Stelle, inhaltlich detailliert auf die vorliegende Kurzfassung einzugehen.

Das Buch ist im Verlag C. H. Beck erschienen, umfasst 123 Seiten und kostet 12 Euro.

Frank Raudszus

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