Die eineiigen Zwillinge Florian und Fabian Oberdieck spielen die so herausragende wie verwirrende Hauptrolle in diesem Kriminalroman. Schon als Kinder haben die Brüder gerne mit ihren Mitmenschen gespielt, indem sie sich als der jeweils andere ausgaben. Das hat in der Schule und bei Freundinnen auch wunderbar geklappt.
Kann es sein, dass sie ihre Spielchen auch als Erwachsene weiterspielen? Jedenfalls hat Carina Oberdieck das Gefühl, dass sich der falsche Zwilling bei ihr zu Hause eingeschlichen hat. Sie ist mit Fabian verheiratet und meint, ihn gut zu kennen. Dann kehrt einer der Brüder – angeblich Fabian – von einer gemeinsamen Reise allein zurück und berichtet ihr, dass der Bruder durch eine Unachtsamkeit in einen noch aktiven Vulkankrater gestürzt und dort verbrannt sei. Der zurückgekehrte Zwillinge ist zwar optisch nicht einzuordnen, zeigt jedoch andere, befremdliche Vorlieben beim Sex, beim Umgang mit den gemeinsamen Söhnen und beim Fußball.
Carina wendet sich in ihrer Verzweiflung an die Kommissarin Ann-Katrin Klaasen, doch die kann ihr nicht helfen, da keine Leiche gefunden wurde und deshalb ein eventueller Täter nicht überführt werden kann. Nur aufgrund der Gefühle der Ehefrau kann die Kommissarin keine Ermittlung einleiten.
In einem ganz anderen Handlungsstrang häufen sich Morde an Frauen. Auf Bahngeleisen werden Frauenleichen mit roten Stilettos und in schicken Kleidern gefunden. Deren Obduktion ergibt, dass sie alle kurz vor ihrem Tod noch opulent gegessen haben. Die Mordserie stellt die Kommissarin vor ein Rätsel, das sich kaum entwirren lässt.
So wird auch der Leser hin- und hergewirbelt in seinen Vermutungen, bis sich die Morde derart häufen, dass der Täter Fehler begeht, die auf seine Spur führen. „Ostfriesen-Nebel“ ist ein spannender Kriminalroman, dessen Plot so verschachtelt aufgebaut ist, dass er die über 500 Seiten mit Leichtigkeit füllt und dennoch die Spannung hält.
Das Buch ist im Verlag S. Fischer erschienen, umfasst 537 Seiten und kostet als Taschenbuch 14 Euro.
Barbara Raudszus
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