Isabelle Lehn: „Die Spielerin“

Print Friendly, PDF & Email

In den 90er Jahren zieht die Protagonistin A. nach einem bürgerlichen Leben in der niedersächsischen Provinz nach Zürich. Ihren Freund, der auf Heirat, Hausbau und Kinder mit ihr gesetzt hatte, stößt sie mit ihrer plötzlichen Laune, einen gut bezahlten Job bei einer Schweizer Bank anzunehmen, vor den Kopf und beendet damit die Beziehung.

Ein neuer Lebensabschnitt als Investment-Bankerin beginnt. A. ist intelligent, fleißig und sehr ehrgeizig. In die Männerwelt der Banker passt sie als Frau nicht hinein, was sie auch täglich zu spüren bekommt. Niemand hilft ihr bei der Einarbeitung, niemand gibt Informationen weiter. Sie wird bewusst ignoriert.

Doch A. ist nicht das leicht einzunehmende Weibchen. Hinter ihrer vermeintlichen Unscheinbarkeit steht eine knallharte Geschäftsfrau, die sich das nötige Wissen hart erarbeitet. Sie seziert die eingespielte Bankerwelt aus Gier, Macht, Eitelkeit, Koks und Partys und zieht für sich daraus Profit. Sie überzeugt durch Leistung und ihren analytischen Verstand. Die Kollegen und Vorgesetzten benutzt sie für ihre eigene Karriere.

Immer höher steigt sie auf in der Züricher Welt der Hochfinanz, ohne großes Aufsehen zu erregen. Dabei benutzt sie die Spielarten der „Bad Banks“, für die weder Gesetze noch Grenzen gelten, und wird wegen ihres unauffälligen Auftretens von allen männlichen Kollegen vollkommen unterschätzt.

Das funktioniert solange, bis sie eines Tages eine drohende Krise in Russland und Asien erkennt, aus der eine weltweite Bankenkrise entstehen könnte. Da dieses Wissen nicht nach außen dringen darf, wird sie bei Untersagung jeglicher Kundenkontakte längere Zeit freigestellt.

Doch A. lässt sich nicht unterkriegen. Dafür ist sie viel zu ehrgeizig. Sie nutzt ihre – beruflichen! – Kontakte zur italienischen Mafia, um das Geschäftsmodell der Geldwäsche zu perfektionieren. Auch hier lernt sie schnell, Geldströme unauffällig zu verschieben und Spuren zu verwischen.

Als die Steuerfahndung schließlich der Geldwäsche und anderen illegalen Machenschaften auf die Spur kommt, geht es auch A. an den Kragen. Doch auch hier gibt es wieder Möglichkeiten, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen….

Für Nicht-Insider und ordentliche Steuerzahler ist der Roman erschreckend. Die Sachlichkeit und Distanz, mit der die Autorin ihre Protagonistin und die Finanzwelt schildert, lassen die Verhältnisse umso drastischer erscheinen.

„Die Spielerin“ ist ein lesenswerter Roman mit Sachbuchcharakter, der das Finanzthema aus feministischer Sicht anpackt und die Leserinnen das Gruseln über die Perfidität der Finanzwelt lehrt.

Das Buch ist im Verlag S. Fischer erschienen. umfasst 268 Seiten und kostet 25 Euro.

Barbara Raudszus

No comments yet.

Schreibe einen Kommentar