Bodo Kirchhoff: „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“

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Der ehemalige Hollywood-Schauspieler L. A. Schongauer lebt nach dem Tode seiner Frau zurückgezogen in einer kleinen Hangvilla über dem Gardasee. Nur Asha, eine Hundedame ist sein Gesellschafter und Kamerad. In mancher schlaflosen Nacht kommen Schongauer Gedanken, wie es wäre, als Hund auf die Welt gekommenes sein und mit einer sehr eingeschränkten Gedankenwelt von Gut und Ungut, Freund und Feind und ohne Wissen über das Zeitliche zu existieren.

Doch eines Tages braucht das Leben mit Urgewalt in sein einsames Dasein ein. Eine junge Bloggerin ist mit ihrem Campingbus vor seiner Einfahrt gestrandet. Das Auto hat eine Panne, und ohne die Hilfe eines Automechanikers kommt die junge Frau nicht mehr weiter. Anfangs möchte Schongauer die Störung seines Lebens durch Frida – so ihr Name – möglichst schnell beenden, doch als er merkt, wie begeistert sich seine Hündin auf die junge Frau einlässt, reagiert er verbindlicher.

Unabhängig von der Bloggerin hat sich allerdings auch noch die freie Journalistin Almut Stein angekündigt, die ein Interview mit Schongauer führen möchte. Statt Ruhe, Zweisamkeit mit seiner Hündin und eingefahrenem Lebensrhythmus bahnt sich eine Invasion an, die für Schongauer viel zu viel Unruhe mit sich bringt. Er ist gar nicht mehr gewohnt, mit Frauen zu reden und ist eher dabei, sein Leben abzuwickeln. Schließlich steht sein 75. Geburtstag bevor, und sein schwaches Herz zwingt ihn mit seinenAttacken, schon mal ins Jenseits zu blicken.

Wie sich der alte Mann durch die beiden Frauen – Frida ist 24 Jahre alt und Almut um die fünfzig – in Zeiten versetzen lässt, die längst vergangen waren, wie er sich gezwungenermaßen noch einmal mit zwei Todesfällen aus seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss, das ist tiefgründig beschrieben. Als Leser ringt man buchstäblich mit Schongauer um die Erkenntnisse eines gelebten Lebens mit all seinen Höhen, Tiefen und Fehlentscheidungen, aber auch mit der Liebe zu den Frauen, die ihm wichtig waren. Immer wieder gibt es die Liebe, die tiefste Empfindungen auslöst, wie das Zitat Michelangelos, das Bodo Kirchhoff seinem Roman voranstellt: „Was ist dies, Amor, das durch die Augen ins Herz dringt und dort auf kleinstem Raum zu wachsen scheint? Und sich anschickt, alles zu überschwemmen?

Das Buch ist im Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) erschienen, umfasst 384 Seiten und kostet in gebundener Form 24 Euro.

Barbara Raudszus

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