Das fränkische Bamberg ist stets eine Reise wert, nicht nur wegen des „Bamberger Reiters“, der dem Bamberger Dom einen besonderen Bekanntheitsgrad verleiht. Und Bamberg verfügt nicht nur – wie Rom! – über sieben Hügel, sondern auch über eine verwirrende Zahl von Wasserläufen, die den radelnden Besucher durchaus den Orientierungssinn kosten können. Da ist einmal der Main, der zwar westlich der Stadt nach Norden abbiegt, aber immer noch die Außenbezirke tangiert. Die dort von Osten in den Main mündende Regnitz teilt sich im Westen der Stadt und vereinigt sich erst in deren südöstlichen Ausläufern. Dazu kommt noch der Main-Donau-Kanal, der sich parallel zur Regnitz nach Süden erstreckt. Radler wissen also nicht immer, an welchem Wasserlauf sie gerade entlangfahren und können sich daher leicht verirren. Andererseits sorgt gerade diese Vielfalt für eine abwechslungsreiche und dicht bewachsene Landschaft.
Wer eine Reise nach Bamberg plant, sollte einen Besuch im „Gärtner & Häcker-Museum“ einplanen. Obwohl ziemlich zentral gelegen, vermittelt seine Umgebung eher den Eindruck eines verschlafenen Dorfes, was aber nicht zuletzt am Denkmalschutz liegt. Denn hier, in der Mittelstraße, waren einst die meisten der 300 Gärtnereien angesiedelt, und die Stadt hat die niedrigen, meist eingeschossigen Häuser unter Denkmalschutz gestellt und die Straßen verkehrsberuhigt. Das hat dann diesen friedlichen, kleinstädtischen Charakter mit einem Hauch vom 19. Jahrhundert zur Folge.
Von den bereits genannten dreihundert Gärtnereien sind heute gerade noch dreizehn übriggeblieben. Die eingeschossigen Häuser bestanden früher aus den Wohnräumen der Betreiber – meist getrennt nach den aktiven Gärtnerfamilien und der Elterngeneration – und dem geräumigen Dachgeschoss für Speicherzwecke aller Art., etwa zum Trocknen der Kräuter. Die Gärten zogen sich lang hinter den an der Straße liegenden Häusern hin, was man noch heute in Luftaufnahmen erkennen kann. Allerdings wandelten viele Gärtner nach Aufgabe des Gartengeschäftes ihre Gartenflächen teilweise in Bauland für Einfamilienhäuser um, so dass die Gartenlandschaft heute stark geschrumpft ist. Um diesen Prozess zu stoppen und dem Gartenzeitalter ein Denkmal zu setzen, wurde diese Region der Stadt zum Weltkulturerbe erklärt. Das alte Gärtnerhaus in der Mittelstraße 34 wurde zum Museum erklärt und behielt seinen Garten mit Bauten bis hin zum Plumpsklosett und Geräteschuppen. An dessen Wänden kann man die Gerätschaften für die Pflege und Bearbeitung eines größeren Gartens bestaunen. Der Garten des Museum ist noch in seiner alten Struktur zu bewundern, allerdings werden die Pflanzen nicht mehr kommerziell verwertet und schießen daher ins Kraut. Doch ein Spaziergang lohnt sich immer, vor allem für Gartenliebhaber.
Die Gärtnereien haben sich auch deswegen so lange gehalten, weil sie früher beim Vererben nicht aufgeteilt, sondern vom ältesten Sohn weitergeführt wurden. Die Produkte – Kräuter und Samen – waren so bekannt, dass sie in ganz Europa bis hin zu den britischen Inseln verkauft wurden. Heute sind sie fast nur noch in Gestalt dieses Museums vorhanden, das jedoch einen lebhaften Eindruck dieses einstmals wichtigen Handwerks in der Domstadt Bamberg vermittelt.
Besucher der Stadt sollten sich nicht nur die malerische Altstadt mit ihrer Bier- und Leberkäs-Seligkeit anschauen, sondern auch diesem kleinen aber feinen Museum einen Besuch abstatten.
Frank Raudszus
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