Wie bringt man – vor allem jungen – Männern, die noch im Banne des Testosterons stehen, die bildende Kunst nahe? Wer dies als kein relevantes Problem oder gar als einen hoffnungslosen Fall betrachtet, mag im Recht sein, aber – die Hoffnung stirbt zuletzt. Das hat sich wohl auch Wolfgang Luef gedacht, seines Zeichens Journalist bei der Süddeutschen Zeitung. Und so hat er einen fast genialen Weg gefunden, die Lücke zwischen alter Kunst und moderner männlicher Befindlichkeit zu schließen.
Er hat dafür gut fünf Dutzend klassischer Gemälde von Arcimboldo bis Veronese ausgesucht, die sich aufgrund ihres Ausdrucksgehalts für eine comicnahe Interpretation anbieten. Dabei unterlegt er der jeweiligen Bildsituation Stimmungen, Wünsche und Ängste heutiger Männer, und nicht nur junger. Jedem Bild fügt er – neben den offiziellen Bildnachweisen – einen eigenen Titel hinzu, der Bezug auf heutige Männerrollen und -befindlichkeiten nimmt. Zusätzlich verleiht er den Figuren auf den Bildern eine eigene Sprache in Gestalt von Sprechblasen zu, die den Titel entsprechend anreichern. Das Titelbild mag dabei als Beispiel dienen.
Konservative Puristen der Kunsthistorie mögen dies als unpassend oder gar ästhetisch „übergriffig“ empfinden, mit etwas mehr Gelassenheit kann man jedoch darüber auch schmunzeln. Ein nettes Geschenk für männliche Kunstfreunde und -agnostiker zwischen achtzehn und achtzig!
Das Buch ist im Verlag „Yes-Publishing“ erschienen, umfasst 63 Seiten und kostet 12 Euro.
Frank Raudszus
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