Der Ausspruch „Tod und Teufel“ ist ein alter Fluch aus dem Soldatenmilieu, das allerdings über die Jahrhunderte aus der Mode gekommen ist. Das Hessische Landesmuseum (HLMD) hat diesen Spruch jetzt als Titel einer Ausstellung über die Verarbeitung des Horrors und des Grauens in den kulturellen Betätigungen des Menschen gemacht. In früheren Zeiten waren Angst und Schrecken gegenüber den Plagen und Strafen vermeintlicher höherer Instanzen noch wesentlich stärker ausgeprägt, weil die Möglichkeit der (natur)wissenschaftlichen Einordnung fehlte. Da musste dann das Unerklärliche, Unbegreifliche, Grauenerregende her.
Das HLMD zeigt diese Verarbeitung anhand einer Anzahl von Artefakten wie Bilder – Gemälde und Grafiken -, Skulpturen, Fotografien und andere Mode. Den Schwerpunkt bildet dabei der Umgang der jüngeren Kulturgeschichte, sprich: des 20. und 21. Jahrhunderts. Dennoch beginnt der Rundweg durch die Ausstellung mit mittelalterlichen und romantischen Gemälden, etwa Dürers „Ritter, Tod und Teufel“, Schauergemälde von Arnold Böcklin oder Darstellungen der Hölle.
Dann geht es aber zügig in das 20. Jahrhundert, wo sowohl frühe Stummfilme als auch spätere Tonfilme der Horrorbranche eine Rolle spielen. Einen davon kann man sich sogar auf einem Bildschirm anschauen, wenn einem danach ist. Vor allem die Filmbranche mit ihren Mitteln der visuellen Darstellung nahm sich des Horror-Themas natürlich dankbar an. Man denke nur an Murnaus „Nosferatu“-Filme.
Die Mode, vor allem die der Jugend und bestimmter Schichten, setzte ebenfalls auf den Horror. Dabei geriet die „Gothic“-Mode mit ihrem Hang zu Schwarz, ursprünglich als Mittel zum Zwecke des Protests, der Differenzierung und Identitätssuche gedacht, bald in die Fänge des Marktes und feierte dort wenn auch begrenzte Triumphe. Die Ausstellung zeigt Bilder ausgewählter „Gothic“-Träger, die sich neben der schwarzen Kleidung noch mit Gesichtsbemalungen, gebleichter Haut und schwarzgeränderten Aufgen präsentieren. Der Modeindustrie ist eine ganze Vitrine mit Kleidung im „Gothic“-Stil gewidmet.
Im ausgehenden 20. und frühe 21. Jahrhundert wird der Horror dann politisch, so, wenn eine Künstlerin die Fliesen eines Raumes ausstellt, auf denen ein mexikanischer Künstler durch Mord ums Leben kam. Eine andere Künstlerin bildet die menschenverachtenden medizinischen Operationen von Nazi-Medizinern an lebenden KZ-Insassen durch nachgebildete weibliche Torsi mit medizinischen Verstümmelungen nach. Die brutale Verstümmelung der Körper von Mitgliedern diskriminierter Gruppen spielt überhaupt eine zentrale Rolle in dem zeitgenössischen Teil dieser Ausstellung und hinterlässt beim Zuschauer ein Grauen, das nicht mehr wohlig den Rücken hinunterläuft, sondern geradezu brutal auf eine traurige Realität verweist.
Die Ausstellung ist bis zum 2. Juni 2024 geöffnet. Näheres ist über die Webseite des HLMD zu erfahren.
Frank Raudszus
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