Grün bepflanzte Hecken und Wände dominieren das Bühnenbild des Einakters „Earthboi“ in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt. Mittendrin kauert sich ein Kind auf den Boden zusammen. Zu asiatisch anmutendem Ritualgesang erzählen zwei erdhaft geschminkte junge Frauen – angehende „Erdmütter“? – die Geschichte des kauernden Kindes, das als Heilsbringer für die von der Menschheit geschundene Erde gekommen ist.
Als Kontrastprgramm treten in einer umgedrehten Hecke, nun als Talshowbox hergerichtet, eine selbstgefällige Moderatorin und ihr Gast, eine junge Influencerin, auf. Letztere hat eine ökologische Mission und richtet ihr Leben – zumindest verbal – konsequent nachhaltig aus.
Als letzte Figur erscheint – ebenfalls in einer zur Arbeitsecke umgestalteten Hecke – ein junger Mann am Laptop auf, der jedoch so gut wie keinen Text zu sprechen hat und wohl die Bankenwelt und den Kapitalismus darstellen soll.
Im Folgenden nimmt das Kind eine rituelle Haarwaschung bei der Influencerin vor, was man wohl im Sinne einer Taufe verstehen darf, und meditiert ein wenig über das Leben und die Erde. In dem Augenblick, in dem man den Beginn einer Handlung vermutet, erlischt das Licht, und das Stück ist zu Ende.
Man darf diese Inszenierung von Mauricio Schwab Veloso als den Versuch einer magischen Szene verstehen, der keinen Anspruch auf die Verhandlung eines Konflikts oder auf die Vertiefung eines Diskurses erhebt. Er soll wohl auch die Stimmung des zu Grunde liegenden graphischen Novelle „Unfollow“ von Lukas Jüliger wiedergeben, die sich das Thema eines nachhaltigen Lebens vorgenommen hat. Und das ist dem jungen Team recht gut gelungen.
Frank Raudszus
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