Der Roman „Muna“ steht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Als Ich-Erzählerin beschreibt die Protagonistin Muna ihr Ringen um das Leben an sich. Ihr Vater ist früh an Krebs gestorben, ihre Mutter, eine egozentrische Schauspielerin, ist von Tabletten und Alkohol abhängig. Früh ist Muna auf sich selbst gestellt. Sie kennt weder Vorbilder im Leben noch eine Erziehung in einem intakten Elternhaus. Wie ein erfülltes, glückliches Leben führen, wenn man nur Haltlosigkeit erfährt? Immer wieder wird sie enttäuscht und auf sich selbst zurückgeworfen.
Zu ihrem achtzehnten Geburtstag gelingt es ihrer Mutter dennoch, sie zu überraschen. Muna hat nichts erwartet, aber dann gibt es doch einige liebevolle Kleinigkeiten wie die alte Ledermappe und den Füllfederhalter des Vaters oder – besonders rührend – den Seidenkimono, den ihre Mutter gerne selbst getragen hat. Muna fühlt sich großzügig beschenkt und erlebt tatsächlich einige Tage großen Glücks und eine innige Zweisamkeit mit ihrer Mutter. Doch kaum hat das Glück die Chance, tiefer in die junge Frau einzudringen, da begeht die Mutter mit Tabletten und Alkohol einen Selbstmordversuch, und Muna stürzt aus glückseliger Höhe eine deprimierende Tiefe ab.
Ist es da ein Wunder, dass sie sich in Magnus, einen Lehrer und Fotografen, verliebt, den sie zufällig kennenlernt? Was sie alles in diesen um einige Jahre älteren Mann hineinprojiziert, bleibt ihr Geheimnis. Magnus ist völlig emotionslos, lebt ein eigenartiges Leben ohne soziale Kontakte und ist immer mal wieder auf der Flucht vor sich selber und anderen. Er kann eine Frau wie Muna in seinem Leben eigentlich gar nicht gebrauchen. Doch Muna dockt bei ihm an, hat Sex mit ihm und immer wieder die große Hoffnung, dass daraus eine haltbare Beziehung wird. Er schlägt und würgt sie und wirft sie sogar aus der Wohnung, doch Muna kämpft mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um seine Liebe.
Das alles ist quälend und deprimierend zu lesen und erfordert von der Leserin Durchhaltevermögen und eine gesunde seelische Konstitution, um sich nicht in einen depressiven Wirbel hineinziehen zu lassen.
Das Buch ist im Luchterhand-Verlag erschienen, umfasst 441 Seiten und kostet 25 Euro.
Barbara Raudszus
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