Dem fünfzehnten Fall von Kommissar Bruno liegen als politisches Thema die separatistischen Bestrebungen der spanischen Katalanen zugrunde. Martin Walker leitet deshalb seinen neuen Roman mit einem „Song für Katalonien“ von Joel Martin ein. Darin weist dieser auf die Poesie, die Lieder, die Kultur und die Träume der Katalanen hin. Eine besondere Attraktion beim diesjährigen Sommerfest in St. Denis stellt denn auch der Auftritt der okzitanischen Folkband „Les Troubadours“ mit besagtem Joel Martin dar.
Die Vorbereitungen für das Fest sind in vollem Gange, und Kommissar Bruno ist überall involviert. Wir Leser begleiten ihn zum eigens für das Fest ausgeschriebene Tennisturnier, bei seinen Ausritten auf seinem Lieblingspferd und bei seinen herzlichen Begegnungen mit seinen Freunden und Freundinnen. Natürlich spielt auch Brunos Basset samt seinen kleinen Nachwuchsrüden wieder eine wichtige Rolle. Und nicht zu vergessen sind diverse kulinarische Höhepunkte, die einem den Mund wässrig machen und deren Rezepte wie immer gleich mitgeliefert werden.
Eigentlich könnte der Roman eine entspannte Sommerlektüre für jeden Leser sein, wenn da nicht kurz vor dem Fest die spanische Regierung eine Warnung über einen terroristischen Anschlag auf die Band „Les Troubadours“ an die örtliche Polizei – also an „chef de police“ Bruno – geschickt hätte. Jetzt nimmt der Roman Fahrt auf. Wie lässt sich der Anschlag verhindern? Wer steht hinter dieser Aktion? Wie kann vor allem Joel Martin geschützt werden, und welche Fäden zieht im Hintergrund die russische Regierung im Konflikt zwischen Katalonien und dem restlichen Spanien?
Martin Walker hat einen spannenden Plot konstruiert, dem intensive Recherchen vorausgingen, beispielsweise über das Cyberkriegszentrum der Russen und die Einheit 74455 aus dem Moskauer Vorort Chimki. Von hier aus wurden Hackerangriffe auf die Präsidentschaftswahl der USA, die Brexit-Kampagne und den Wahlkampf von Emmanuel Macron in Frankreich gestartet. So ist es gut möglich, dass man von dort auch versucht hat, den Katalonien-Konflikt aufzuheizen, um Europa zu destabilisieren. Walker hat ein aktuelles politisches Thema aufgegriffen, um seinem Roman die nötige Spannung zu verleihen. Das ist aber auch nötig, denn die menschlichen und kulinarischen sowie die tierischen Aspekte von Brunos Umgebung sind mittlerweile weitgehend auserzählt und bieten wenig Ansatzpunkte für Neues.
Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 400 Seiten und kostet 26 Euro.
Barbara Raudszus
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