Celeste Ng schreibt in ihrem Roman „Unsere verschwundenen Herzen“ über das Amerika in einer nahen Zukunft, wie sie sie sieht. Die Organisation PACT, eine neue Ideologie, die die angeblichen amerikanischen Werte und Ideale gegen ein feindliches Asien verteidigen will, hat sich in den USA ausgebreitet. Schleichend werden Maßnahmen ergriffen, die Menschen, welche die USA durch unamerikanische Ideen und Verhaltensweisen schwächen wollen, zur Rechenschaft ziehen sollen. Unamerikanisch sind zum Beispiel asiatisch aussehende Menschen, auch wenn sie schon seit mehreren Generationen in den USA leben und ihre Kinder als Amerikaner aufgewachsen sind.
Celeste Ng rollt den Roman mit einer Familiengeschichte auf. Noah – der sich selbst lieber Bird nennt – lebt bei seinem Vater in einer bescheidenen Wohnung auf dem Campus einer Universität. Sein Vater arbeitet dort als Bibliothekar in der Universitätsbibliothek. Die asiatische Mutter Margaret Min hat die Familie vor drei Jahren verlassen, um sich selbst und die Familie zu schützen.
Es ist ständig die Rede von der Krise, die angeblich durch die chinesischstämmige Bevölkerung ausgelöst wurde und das Land destabilisieren soll. Da hilft nur noch PACT. Chinesisch aussehende Personen werden diffamiert, ausgegrenzt und sogar verprügelt. Ein älterer Chinese wird eine Treppe hinunter gestoßen und verstirbt, wobei die anwesenden Personen – Amerikaner! – wegschauen.
Für Bird und seinen Vater bedeutet das, möglichst unauffällig durch das Leben zu schleichen, denn es herrscht Terror gegen alle Menschen asiatischen Aussehens. Kinder werden aus ihren Ursprungsfamilien gerissen und weit entfernt in angeblich wirklich amerikanischen Pflegefamilien untergebracht. Birds Freundin Sadie erleidet ein solches Schicksal und wird verschleppt.
Als Bird nach drei Jahren endlich ein Lebenszeichen von seiner Mutter erhält, macht er sich alleine auf den Weg nach New York, um sie zu finden. Was er vorfindet, ist eine Widerstandskämpferin, die vor allem den verschleppten Kindern, die sie „die verschwundenen Herzen“ nennt, wieder eine Stimme in Gestalt von Gedichten und Geschichten geben will.
Celeste Ngs Roman wirkt konstruiert und dadurch schwerfällig. Ihre Botschaft, dass Literatur einen Umsturz in der Gedankenwelt einer Nation bewirke, ist Wunschdenken und wird nicht in dieser Form nicht glaubwürdiger.
Das Buch ist im Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) erschienen, umfasst 391 Seiten und kostet 25 Euro.
Barbara Raudszus
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