Etwa abgelegen in der Karl-Freund-Galerie im obersten Stockwerk des Hessischen Landesmuseums Darmstadt ist eine neue Ausstellung mit dem Titel „Frauen“ angesiedelt. In vier kleineren Räumen zeigen siebzehn zeitgenössische Künstlerinnen insgesamt 58 Graphiken, Collagen und Aquarelle. Das HLMD hat die Tatsache, dass Frauen im üblichen Ausstellungsbetrieb immer noch unterrepräsentiert sind, zum Anlass genommen, ihnen hier einmal die ihnen zustehende Sichtbarkeit zu geben.
Schon im ersten Raum tritt das Politische in den Vordergrund. In dem Doppelbild „World Church of God“ zeigt Taryn Simon ein vermeintlich religiöses Gebäude – Kirche, Moschee? -, das in Wirklichkeit vom US-Militär zwecks der Übung von Abwehrmaßnahmen gegen Terrorakte errichtet wurde. Das zweite Bild erweitert das Motiv um eine Betonmauer, einen Bus, ein brennendes Auto und von – im wahrsten Sinne des Wortes – „Dunkelmännern“ bedrohte Geiseln, wobei diese Objekte ohne den Anspruch auf Realitätsnähe in das Bild einkopiert wurden, um den Gegensatz zwischen Sakralbau und (vermeintlichem) Terrorakt zu betonen.
Die Chilenin Sandra Vásquez de la Horra zeigt Arbeiten über Weiblichkeit und den Tod, während Saskia Schulz den religiösen Begriff „Allerheiligen“ in eine ganze Palette von kleinformatigen Zeichnungen auflöst.
Im zweiten Raum verwandelt Elly Strik sowohl „Haar“ und „Fell“ als auch „männlich“ und „weiblich“ ineinander und zitiert dabei Darwins Evolutionstheorie. Anke Röhrscheid ergänzt diese Palette durch großformatig brodelnde Farborgien in Rot und Schwarz.
Der dritte Raum enthält Arbeiten von gleich vier Künstlerinnen: Lucie Beppler, Barbara Hindahls, Serena Amreins und Martina Essig. Abstrakte Linienkonstruktionen stehen hier neben feinsten graphischen Abbildungen einfachen Hausstaubs oder dynamischen Aquarellen.
Die Künstlerinnen des vierten Raumes schließlich – Ute Gerdes und Galli – zeigen zwischen Tier und Mensch schillernden Motive und expressive Zeichnungen ohne eindeutige figurative Zuordnung. die expressive Linienführung soll die Zuschauer provozieren und ihre ästhetischen Maßstäbe hinterfragen.
Die Ausstellung vermittelt einen schlaglichtartigen Eindruck zeitgenössischer Kunst, in diesem Fall von Frauen, ohne deshalb diese Art von Kunst auf das weibliche Geschlecht zu verengen.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Mai 2022 geöffnet. Weitere Informationen sind über die Webseite des HLMD zu erhalten.
Frank Raudszus
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