Vor knapp zwanzig Jahre startete die New York Times eine Kolumne, in der Leser erlebte oder erfundene Liebesgeschichten in Kurzform erzählen konnten. Als Längenvorgabe war eine Twitter-Nachricht angedacht. Im Laufe der Zeit hat sich diese kleine Kolumne zu einem Erfolgsmodell entwickelt, so dass die beiden für diese Serie Verantwortlichen sie in einem kleinformatigen Buch zusammenführten.
Die 175 Geschichten nehmen jeweils nur eine Seite in Anspruch, füllen diese jedoch wegen ihrer aphoristischen Kürze oftmals nicht. Beim Durchblättern fallen zwei Dinge auf: zum einen geht es durchweg um selbst erlebte Geschichten, und zum anderen stammen sie mehrheitlich von Frauen. Dabei werden alle Variationen des Themas „Liebe“ durchlaufen: die langjährige eheliche Liebe, die jugendliche Romanze, die gescheiterte, Narben hinterlassende Beziehung, hetero- und homosexuelle Bindungen in allen Altersklassen und immer wieder das Online-Dating.
Viele dieser „Kürzestgeschichten“ zeigen einen nostalgischen, oft dankbaren Zug, andere wieder Selbstironie und Humor. Obwohl die Handlung, wenn man davon überhaupt sprechen kann, meist alltäglich bis banal abläuft, gewinnen die Geschichten gerade deshalb eine gewisse Authentizität. Die namentlich genannten Autoren versuchen nie, sich selbst als Protagonisten oder gar als Schriftsteller zu profilieren, sondern erzählen einfach in knapper Form aus ihrem Gefühlsleben.
Ein Buch, das man als stets verfügbare Überbrückungslektüre mitführen sollte, um in schwierigen Momenten wieder auf den Boden der Realität zurückzufinden.
Das Buch ist im Groh-Verlag erschienen, umfasst 207 Seiten und kostet 12 Euro.
Frank Raudszus
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