Sofia Lundberg schildert in diesem Roman das Leben der Elin Boals von ihrer Kindheit in Schweden bis zu ihrer Zeit in New York im Jahr 2017.
Der Roman beginnt im Jahr 2017 in New York. Elin ist mitten in einem Foto-Shooting mit einem weiblichen Modell. Sie macht Modeaufnahmen von der Schönen für weltbekannte Hochglanz-Magazine wie „Vogue“ und andere. Sie ist gut im Geschäft, hat einen besonderen fotografischen Blick und ein geniales Händchen dafür, die Modelle gekonnt in Szene zu setzen. Die meisten Aufnahmen sitzen sofort. Elins Interpretation des weiblichen Körpers, der Pose, der geschickt drapierten Kleidung und der Szenerie ist so ausgefallen, dass sie ständig als Fotografin gebucht wird. Das führt natürlich zu einem umtriebigen Leben, bei dem das Privatleben mit Ehemann und fast erwachsener Tochter schon einmal auf der Strecke bleiben kann.
Mit dieser unbefriedigenden Situation für die Familie beginnt der Roman. Ehemann Sam und Tochter Alice haben es sich auf der Dachterrasse zum Grillen gemütlich gemacht und warten auf Elin, die versprochen hat, rechtzeitig zum Abendessen zu kommen. Sie wird es allerdings wieder einmal nicht schaffen….
Nach dieser Szene springt der Roman zurück ins Jahr 1979 nach Heivide auf der schwedischen Insel Gotland. Der Leser erlebt Elin als Kind, das die beiden Brüder Erik und Edvin mitbetreuen muss. Es ist immer zu wenig zum Essen im Hause, und ihre Mutter Marianne ist zwar streng aber dennoch von der Situation des ständigen Mangels überfordert. Mariannes Mann und Vater der Kinder sitzt im Gefängnis, so dass der Familie die männliche Unterstützung fehlt.
Im Laufe des Romans springt die Handlung zwischen Elins Kindheit und ihrem aufregenden Leben in New York Kapitel für Kapitel hin und her. Das ist gut gemacht, erklärt sich doch so Stück für Stück Elins merkwürdiges bis konfrontatives Verhalten gegenüber Ehemann und Tochter. Als Elins Mann eines Tages auszieht, weil er die Hyperaktivität seiner Frau und ihre Sprachlosigkeit nicht mehr aushält, kommt es für Elin zu einem existentiellen Schock. Als sich dann auch noch Alice von ihrer Mutter abwendet, weil sie spürt, dass ihre Mutter nicht ehrlich zu ihr ist, muss Elin Farbe bekennen. Das wird ein mühsamer, steiniger Weg, der für Mutter und Tochter nicht einfach ist, aber die einzige Chance darstellt wieder zusammenzufinden.
„Ein halbes Herz“ ist spannender Romanstoff, der zeigt, wie die Wunden der Kindheit als Bürde durch das ganze Leben getragen werden. Elin hat alles dafür getan, ihr früheres Leben zu verdrängen und ihr dunkles Geheimnis ganz tief in sich zu verwahren. Erst Alice schafft es, ihre Mutter zu bewegen, sich mit ihrem früheren Leben und dessen dunklen Kapiteln auseinanderzusetzen.
Das Buch ist im Goldmann-Verlag erschienen, umfasst 411 Seiten und kostet 20 Euro.
Barbara Raudszus
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