Karen Duve: „Fräulein Nettes kurzer Sommer“

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„Fräulein Nettes kurzer Sommer“ erzählt in Romanform die Lebenswirklichkeit der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff. Geboren im Jahr 1797, wuchs sie in der Adelsfamilie der zu Hülshoffs auf.

In Karen Duves Roman ist sie bereits ein junges Freifräulein Anfang zwanzig. Sie ist sehr zart, blond und hat etwas hervorquellende Augen. Sie wirkt sicher nicht auf den ersten Blick; dafür ist sie zu zurückhaltend. Aber manchmal kann sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten und widerspricht ausgerechnet den Herren in Gesellschaft. Das kommt gar nicht gut an, denn die Damen durften zwar die Herren mit Klavierspiel und Gesang unterhalten, aber die Äußerung einer eigenen, gar abweichenden Meinung war so gar nicht erwünscht. Frauen waren zu dieser Zeit als angenehme Begleiterinnen geduldet, ansonsten sollten sie sich ihrer Handarbeit widmen.

Karen Duve hat anhand von Originaltexten aus Tagebüchern, Lebensberichten und Briefen der Annette von Droste-Hülshoff versucht, sich der Gefühlswelt dieser jungen Frau anzunähern. So lässt sie für uns Leser eine längst vergangene Epoche wieder lebendig werden, die sich radikal von unserer heutigen Zeit unterschied.

Annette schreibt tiefgründige Gedichte, die einzig bei Straube, einem Freund der Familie, ankommen. Er wertschätzt, was sie schreibt, ja, bewundert sie sogar dafür. Das tut der jungen Frau natürlich gut und unterstützt sie in ihrem literarischen Fortkommen. Als sich zwischen Straube und Annette ein zartes Liebesverhältnis entwickelt, bietet die Familie dieser Beziehung massiv Einhalt, denn Straube ist ein Bürgerlicher und darf seine Grenzen nicht überschreiten….

Der Roman ist sehr umfangreich und bestens recherchiert. Der Leser erfährt viel über die damalige Zeit, aber man hätte doch gerne noch mehr über Annettes Texte und deren eigentliche Auslöser erfahren.

Das Buch ist im Galiani-Verlag erschienen, umfasst 581 Seiten und kostet 25 Euro.

Barbara Raudszus

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