Das Staatstheater Darmstadt lässt sich viel einfallen, um die Jugend, speziell Kinder, in das Theater zu locken. Das ist auch dringend nötig, wenn man sich die demographische Struktur des Publikums speziell bei Oper, Sinfonie- und Kammerkonzert anschaut. Und weil in der Oper am meisten „los ist“, hat man sich jetzt dazu entschieden, eine vollständige Oper für Kinder anzubieten. Was bietet sich da außer der „Zauberflöte“ stärker an ? Genau!
Da das Staatstheater Mozarts „Dauerbrenner“ im Jahr 2018 neu inszeniert hat, bot es sich an, diese Inszenierung auf für die Jugendveranstaltung heranzuziehen. Denn bei dieser Inszenierung spielte schon der Kinderchor des Staatstheaters eine besondere Rolle, indem er gleich zu Beginn einen Dialog mit dem Publikum führte, den man nun leicht speziell auf Kinder zuschneiden konnte. Ansonsten spielt dieser Chor auch während der Aufführung immer wieder eine Rolle, so wenn Tamino von wilden Tieren bedroht wird oder Papageno mit seinen Vögeln auftritt. all diese Szene mit dem Jugendchor wurden noch intensiviert und in Text und Gesang mehr an ein kindliches Publikum herangeführt.
Darüberhinaus wurde das Bühnenbild durch Videodarstellungen auf der Bühnenrückwand mit naturgetreuen Darstellungen der Handlungsorte -Gebäude und Landschaften – ausgestattet. Und die Prüfungen, die Tamino und Papageno bestehen müssen, wurde hier durch wild flackerndes Video-Feuer und tosendes Wasser bebildert. Dafür wurden die abstrakte Ratsversammlung der Priester, eine Parodie für Erwachsene, durch einfachere Absprachen ersetzt. Auch eventuell erotisch oder stärker zu interpretierende SAzenen wurden vereinfacht und kindgerecht hergerichtet. Ansonsten blieb die Inszenierung weitgehend ungeändert.
Die Kinder und Jugendlichen waren sichtlich begeistert von dieser Aufführung. Vor allem die Kleinen unter acht Jahren saßen gebannt auf ihren Sitzen, suchten aber beim Auftritt des „bösen“ Sarastro, bei der Arie der furienhaften Königin der Nacht und vor allem bei den gefährlichen Prüfungen für Tamino und Papageno die körperliche Nähe des nächstsitzenden Verwandten. Dafür fanden sie heiteren Trost bei dem witzigen Vogelhändler, der genauso ängstlich war wie sie selbst.
Die Idee des Staatstheaters schlug bei den Darmstädter Eltern so gut ein, dass neben der Vorstellung um 14 Uhr an diesem Sonntag noch eine zweite um 18 Uhr anberaumt wurde, um alle Kartenwünsche zu erfüllen. So bringt man die Jugend ins Theater!
Frank Raudszus
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