Kühle Katzen heizen kräftig ein

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Unter „Cool Cats“ stellt man sich ein Damen-Trio vor, dass bewusst Kühle und Distanz zur Schau trägt und darüber ein bestimmtes Publikum zu erreichen versucht. Bei dem Trio eben dieses Namens der drei Sängerinnen Lou Nina Bingemer, Julia Heiser und Peggy Sugarhill – letzterer Name klingt fast wie ein Pseudonym – steht der Auftritt jedoch ganz im Gegensatz zum Namen. Vom ersten Augenblick an beherrschen die drei Bühne und Saal durch ihr Temperament, ihren gekonnten Gesang und ihren Witz.

The Cool Cats im Baiken auf der Domäne Rauenthal

Am 8. August waren die Tische im Eltviller Gutsausschank „Im Baiken“ schon lange ausverkauft. Offensichtlich hatte sich dieser Programmpunkt des diesjährigen Rheingau Musik Festivals mit dem Titel „Music from the 20s to the 50s“ schon früh herumgesprochen und entsprechendes Interesse ausgelöst.

So begannen die drei gleich mit Glenn Millers „In the Mood“, DEM Klassiker der amerikanischen Song-Books, den sie mit einem deutschen Text versehen hatten. Leider verstand man diesen während des Vortrags nur bruchstückweise, aber schon diese Fragmente zeigten einigen Witz. Wie auch immer, das Wichtigste an diesem Song war die temperamentvolle und mit „Entertainment“-Elementen gespickte Darbietung. Nach einem Remake von „Three Cool Cats“ der Coasters war dann Glenn Millers „Don´t sit under the Apple Tree“ in der Version der „Cool Cats“ dran, gefolgt von einer rhythmisch mitreißenden Rumba mit dem Refrain „Chico“.

Die Swing-Ära verließen die drei dann mit Ray Charles´ „Halleluja, I love her so“, wieder mit einem eigenen Text, bei dem der Refrain einem Mann galt. Überhaupt lieben die drei Damen das Spiel mit einer latenten Frivolität, die jedoch keinen Augenblick peinlich wirkt. Alles wird leicht und mit einem Augenzwinkern vorgebracht, auch die – vermeintlichen“ – Zickereien der drei Damen wegen der Männer. Dazu gehörte natürlich auch die ironisierte Eitelkeit von Julia Heiser, die sich ihre Sehnsucht nach der Broadway-Karriere mit „Lullaby of Broadway“ von der Seele singt..

Die zweite Hälfte war dann den 50er Jahren mit Rock´n Roll und deutschen Schlagern gewidmet. Glücklicherweise stand ersterer im Mittelpunkt, und letzterer fand nur durch Gittes „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“ kurze aber humorvolle Erwähnung. Denn auch hier spielte wieder die Moderation eine wichtige Rolle. Die drei witzelten über Essen und (zuviel) Pfunde, die Wirkung von Rundungen auf Männer, und auf einmal war man bei Schokolade und Gitte. Diese Phase endete mit einem Swing über „Food“, und da konnte (trotz aller Pfunde) nur der Song „Bei mir bist du scheen“ folgen.

Nach einem weiteren Rock folgte „Chattanooga Choo Choo“, das im Original definitiv NICHT von Udo Lindenberg ist, und dann noch der Klassiker „Putting on the Ritz“, das noch einmal die Ära des Swing hochleben ließ.

Als Ergänzung zu Gesang und Band trat von Zeit zu Zeit die Stepptänzerin Ana Gudinoaguilar auf und führte ihre Kunst zu der Begleitung der Band wie ein Soloinstrument vor. Dieser Programmpunkt litt jedoch ein wenig darunter, dass nur die Besucher der ersten Seite die Füße der Tänzerin sehen konnten. So waren die meisten Gäste auf die akustische Wirkung des Stepptanzes angewiesen, was ihm ein wenig von seiner Wirkung nahm.

Bei allem Können, Temperament und Witz dieser drei jungen Frauen sei aber die vierköpfige Band nicht vergessen, die für eine rhythmisch, harmonisch und technisch anspruchsvolle Basis sorgte. Am Keyboard ließ Andreas Hirschmann die Finger förmlich fliegen, an der Linkshänder(!)-Gitarre weckte Till Kersting Erinnerungen an die Rock-Ära, am Schlagzeug sorgte Martell Beigang für einen stetigen und dynamischen Rhythmus, und am Bass trug Max Schaaf das für diese Musikergattung typische Pokerface zur Schau. Alle vier zusammen sorgten für das passende Swing-, Rock- und Latin-Feeling.

Das Publikum war von der ersten bis zur letzten Minute gebannt von Temperament und Tempo dieses Ensembles und spendete nach jeder Nummer begeisterten Beifall. Am Ende waren dann natürlich noch einige Zugaben fällig. Von diesen Damen wird man sicherlich noch einiges hören.

Frank Raudszus

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