Anke Stelling: „Schäfchen im Trockenen“

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Resi ist links. Sie ist für Gerechtigkeit und Rücksichtnahme. Jeder Mensch ist in ihren Augen gleich viel wert…..

Der Text, den sie „Roman“ nennt, ist eine einzige Abrechnung mit den Ungerechtigkeiten um sie herum. In der Familie mit vier Kindern und mit einem Künstler als Ehemann ist alles auf Kante genäht. Zum Glück hat Frank ihnen seine günstige Altbauwohnung in Berlin vermietet, so dass sie einigermaßen über die Runden kommen. Doch dann flattert Ihnen die schriftliche Kündigung ins Haus. Frank hat sich vor einer persönlichen Erklärung gedrückt und das Ganze auf schriftliche Weise erledigt. Für Resi bricht eine Welt zusammen.

So beginnt ihre Geschichte. Sie verschweigt ihrem Mann und den Kindern die Kündigung, trägt aber selbst schwer an der Last. Was soll werden? Sollen sie nach Marzahn in einen Plattenbau ziehen? Wie werden die Kinder damit zurechtkommen? Wie ist es überhaupt soweit gekommen? Früher waren sie eine nette Clique. Alle Erwachsenen und Kinder waren miteinander befreundet und wollten eigentlich in einem großen Wohnprojekt zusammenziehen. Man hatte herrliche Urlaube in der Schweiz verbracht und sich dort die Kosten geteilt. Doch in einem schleichenden Prozess geriet Resi mit ihrer Familie immer mehr an den Rand der großen Gemeinschaft.

Resi will, dass es ihrer Familie gut geht, vor allem den Kindern. Sie möchte ihre älteste Tochter Bea besser auf das Leben vorbereiten, als es ihre Muttern mit ihr getan hat. Doch Bea kommt eigentlich ganz gut alleine klar. Sie hat schulisch Erfolg, sogar eine Klasse übersprungen, und ist nicht immer bereit, sich die Erklärungen ihrer Mutter anzuhören, auch wenn diese gut gemeint sind.

Der Leser wird in Resis Gedankenwelt und den täglichen Überlebenskampf, der bis zur Selbstaufgabe geht, hineingezogen. Oft denkt man sich bei der Lektüre, dass der Mensch nun einmal nicht hilfreich und gut ist und jeder seinen eigenen Überlebenskampf führt, auch wenn das für Resi oft anders aussieht. Und über eine gewisse Strecke des Buches überwiegen auch die Schuldzuweisungen an eine vermeintlich selbstbezogene und wenig empathische Gesellschaft, während sich die Ich-Erzählerin in der Opfer-Rolle einrichtet.

Das Buch ist im Verbrecher-Verlag erschienen, umfasst 266 Seiten und kostet 22 Euro.

Barbara Raudszus

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