Elise und Jamey sind ein ungewöhnliches Liebespaar unserer Zeit. Jamey kommt aus einer sehr reichen Investmentbanker-Familie in der dritten Generation und studiert in Yale. Elise ist halb Amerikanerin, halb Puerto-Ricanerin, hat die South Bronx verlassen, wo sie ohne Vater, aber mit der „Mae West“ des Ghettos aufgewachsen ist, und arbeitet jetzt in einer Zoohandlung.
Als sie durch Zufall Jamey kennenlernt, weiß sie gleich, dass sie diesen jungen Mann lieben wird. Ihre Gedanken kreisen nur noch um Jamey, und irgendwie schafft sie es, ein Date mit ihm zu vereinbaren. Gleich beim ersten Mal ist die Beziehung von einer intensiven Sexualität geprägt, die sich im Verlauf der Beziehung geradezu ins Obsessive steigert. Sie haben Spaß, sind sich gut, und der finanziell verwöhnte aber seelisch vernachlässigte Jamey spürt das erste Mal sich selbst.
Natürlich lehnt Jameys Familie die junge Frau aus der Unterschicht der Bronx ab, und als Jamey auch noch die Universität verlässt, versteht der reiche Clan die Welt nicht mehr. Elise spürt, dass ihr Freund unter dem Druck seiner Familie leidet, und dringt darauf, dass er sich völlig von der Familie löst. Deshalb ziehen sie aus dem schönen New Yorker Appartement aus, suchen sich Jobs und übersiedeln in eine einfache Unterkunft. Eigentlich läuft alles gut, und Elise erwartet sogar ein Baby.
Doch wie das Schicksal so spielt, trifft Jamey zufällig seinen ehemaligen Studienfreund Matt und dessen Freundin, die sie spontan in ihre Wohnung im Trump Tower einladen. Jamey nimmt diese Einladung freudig an, nicht ahnend, dass es dort zu einer Katastrophe kommen wird, die ihn fast das Leben kosten wird….
Jardine Libaires Roman problematisiert eine Beziehung, die mit krassen gesellschaftlichen Ansprüchen zu kämpfen hat. Unterschicht trifft auf superreiche Oberschicht. Was kann es da außer gutem Sex an Gemeinsamkeiten geben? Mit feinsinnigem Gespür beschreibt die Autorin, wie die einfache, ungebildete Elise mit viel Herzensgüte und Welterfahrung alle Energie in die Liebe zu Jamey steckt. So kann sie bei ihm viele Defizite mit neuen Inhalten füllen. Auch beleuchtet die Autorin die kranke New Yorker Gesellschaft von superreich bis bitterarm – krank sind sie alle. Das ist bisweilen für den Leser nur schwer zu ertragen. Der einzige Hoffnungsschimmer ist die Liebe der beiden Protagonisten.
Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 456 Seiten und kostet 16 Euro.
Barbara Raudszus
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