Nur wenige Kilometer nordöstlich des Golfplatzes „Olympia Golf Iglis“ liegt die Golfanlage von Igls-Rinn. Oberhalb des kleinen Ortes Rinn ziehen sich die 18 Löcher des Platzes an einem mehr oder minder sanft ansteigenden Hang entlang und bilden dabei eine abgerundete Terrassenanlage, von der man an fast allen Stellen weite Blicke ins Inntal und auf die schroffen Felswände der „Nordkette“ genießen kann. Wer hier achtzehn Löcher spielen will, sollte – vor allem im Sommer – gut zu Fuß sein, denn hier gilt es viel auf und ab zu steigen. Wer nicht mehr über die richtige Bergwandererkondition verfügt, sollte sich vielleicht einen Elektrowagen nehmen, auch wenn das nicht die sportlichste Lösung ist.
Wir waren mit Tragebags und vermindertem Schlägersatz unterwegs, und es erwies sich als kluge Entscheidung, die Morgenstunden für eine 9er-Runde zu nutzen. Nachdem wir bereits vom – übrigens gut dimensionierten – Parkplatz zum modernen Clubhaus und dem separaten Shop und Sekretariat einen kurzen aber steilen Aufstieg hinter uns gebracht hatten, begann es glücklicherweise auf der „1“ ganz zivil mit HCP 17. Das Par 4 mit 314 Metern Länge stellt nur beim Abschlag wegen des schmalen Flugkanals am Anfang eine Aufgabe, während des Rests dieser Bahn muss man jedoch auf die Hangneigung nach rechts achten, die den sicheren Stand etwas beeinträchtigt.
Mit zwei HCP-Punkten weniger (15) begrüßt uns Loch zwei, ebenfalls Par 4 mit 330 Metern Länge. Etwas verwirrend für Neulinge ist der Weg, der etwa in der Mitte schräg über den Fairway führt. Dahinter bewachen hohe Bäume das tiefer liegende Grün und lassen nur ein schmales Einfallstor für den Ball offen. Wer den Abschlag nicht dicht genug an dieses Tor schlagen kann und womöglich im Fairway-Bunker rechts landet, sollte mit dem zweiten Schlag vielleicht noch einmal vorlegen, anstatt Bekanntschaft mit den Bäumen zu machen.
Nachdem Bahn 1 und 2 in direkter Folge nach Westen geführt haben, biegt das kurze Loch 3 leicht nach links ab. Wer über keinen sicheren langen Abschlag verfügt, muss sich hier eine andere Strategie überlegen, denn das letzte Drittel der 150 Meter (Herren: Gelb) bis zum Grün ist von einem ausgedehnten Wasser blockiert. Links davon ist wegen hoher Bäume nur ein schmaler Kanal frei. Doch mit dem Driver und ein wenig Mut sollte es gelingen. Lieber in den ansteigenden Hang hinter dem Grün spielen als ins Wasser!
Das vierte Loch ist eine Augenweide beim Abschlag. Von oben schaut man auf eine tiefe Senke, hinter der es wieder bergauf geht. Da fliegt der Ball besonders schön, wobei man sich jedoch stets in der Länge des Schlages täuscht. Der Blick abwärts suggeriert längere Schläge. In der Aufwärtsphase muss man wieder auf den richtigen Stand achten, denn gerne nimmt der Schläger zu viel Boden mit, und der Ball erhält nur die Hälfte des möglichen Schwungs.
Und nun kommen wir zum schwierigsten Loch des gesamten Platzes – jedenfalls gemäß HCP-Rating. Das Par 5 mit 486 Metern ist ein doppeltes Dogleg – erst links, dann rechts -, das zurück nach Nordosten und zudem noch tief in eine Senke und dann wieder aufwärts führt. Ein Baum markiert die Abbiegung nach links in die Senke, und auf dem anschließenden steilen Aufwärtsweg nach rechts liegt auch noch ein Wasserhindernis, das sich weit in den Fairway hineinzieht und vor allem lange Bälle, die früh das Grün angreifen sollen, wie ein Magnet anzieht. Bäume links und rechts des gerade an dieser Stelle enger werdenden Fairways tun ein Übriges.
Den Abschlag von Loch 6 nach dem Grün von Loch 5 zu finden, ist ein wenig „tricky“, weil man dabei noch das Grün von Loch 2 passieren muss – vorne oder hinten herum. Das Par 4 mit 322 Metern Länge enthält als Schwierigkeiten nur einen Faiwaybunker links, etwa in der Mitte, und einen Bunker rechts und vorne am Grün. Nicht schön, wenn man darin zu liegen kommt, wegen der hohen Kante zum Grün. Die Bäume links und rechts werden nur für stark streuende Spieler zu einem Problem.
Das siebente Loch hat sein eigenes Kreuz! Vermessen mit Par 3 und 183 Metern Länge, führt es kontinuierlich hinauf. Doch das ist nicht das Problem: der Fairway selbst ist eine schmale, ebene Bahn, doch rechts davon steigt das Gelände (Rough) stark an, und nach links fällt es ebenso stark auf die Bahn 1. Bei unserem Start trafen wir denn auch einen Herrn, der den Ball von unserem Fairway wieder hochschaffen musste auf die 7!
Die letzten beiden Löcher der ersten Hälfte haben es dann wieder in sich. Der Rezensent hält Loch 8 – Par 4 mit 324 Metern und HCP – für das schwierigste. Der schmale Fairway – leichtes Dogleg rechts mit uneinsehbarem Buckel – fällt stark nach rechts ab und bietet kaum eine Stelle mit geradem Stand. Und wenn man dann all diese Schwierigkeiten gemeistert hat, droht ein richtig übler Bunker unmittelbar vor dem Grün, der nur darauf wartet, einfliegende Bälle zu fressen. Aber gerade durch diese gehäuften Schwierigkeiten ist dies auch eines der forderndsten und – ja: schönsten – Löcher.
Das letzte Loch der ersten Hälfte führt Platzneulinge richtiggehend in die Irre. Das Par 5 mit 455 Metern Länge führt aufwärts zurück nach Osten Richtung Clubhaus. Dabei sollte man die Schräglage nach links beachten, sonst landet man schnell auf der Bahn 8, die man eigentlich schon für abgehakt hielt. Wenn man dann oben ist, sieht man ringsumher zwar kurzgeschorenes Fairway-Gras, aber weit und breit kein Grün. Da muss man erst um eine große Buschanordnung herumspielen, um das Grün unten zu entdecken. Es liegt dort ganz intim und links wie hinten eng umrahmt von hohen und dichten Büschen. Es ist also angeraten, genau zu zielen, um nicht links in eben diesen Büschen zu landen. Rechts steigt das Rough stark an, mit dem Vorteil, dass ein dorthin geschlagener Ball auch hinunterrollen kann bis zum Grün. Wenn er nicht in zu dichtem Rough landet!
Der Platz besticht nicht nur durch die technischen Schwierigkeiten der terrassenförmig angelegten Löchern mit ihren starken Schräglagen, sondern auch durch die satten und auch im Hochsommer nie harten Fairways. Das Spielen ist hier eine reine Freude. Und wenn man dann mal Zeit hat, sich von den Anforderungen des Platzes zu befreien und den Kopf zu heben, kann man sich sattsehen an der bereits erwähnten „Nordkette“ oder dem weiten Blick ins Inntal mit seinen kleinen Ortschaften, den Kirchtürmen und den im schwachen Graublau verschwimmenden Konturen der weiter entfernten Berge.
Fortsetzung folgt
Frank Raudszus
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