Der zweite Teil des Golfplatzes Igls-Rinn bietet mit Loch 10 gleich einen Höhenrekord. Über einen in Serpentinen sich hoch windenden Weg erreicht man den Abschlag, der an einen Adlerhorst erinnert. Schließlich befindet man sich hier auf dem höchsten Platz der gesamten Anlage und kann nicht nur auf das Inntal und die umliegenden Berge, sondern auch auf den gesamten Golfplatz blicken.
Diese Situation sollte man genießen, denn die sportliche Ernüchterung folgt auf dem Fuß. Nicht nur hängt der Fairway des mit Par 4 vermessenen Loches (382 Meter, HCP 6) stark nach rechts, sondern in der unangenehmen Entfernung von rund 130 Metern zieht sich ein Wasserhindernis von links über den halben Fairway. Ein lockeres Vorlegen ist auch nicht ganz so einfach, denn vor diesem Wasser breiten sich einige kleinere aus. Wenn schon Vorlegen, dann aber auch radikal kurz – und wer will das schon? Da riskiert man eher den ganz langen Schlag mit dem Driver und landet als Durchschnittsspieler schnell im sprudelnden Wassergraben. Wenn man dann das unten rechts liegende Grün schließlich doch erreicht hat, sollte man noch auf den Bunker links achten.
Wer das zehnte Loch überstanden hat, ist bei dem nächsten gleich wieder gefordert. Hier führt der Abschlag über ein langes Wasser, das rechts durch hohe Bäume begrenzt wird. Nach links ist wegen verschiedener Büsche und Bäume auch nicht viel Platz. Der Verfasser kann aus eigener Erfahrung davon berichten, dass die Bedenken gegen die linke Ausgrenze leicht zum Schuss in die hohen Bäume rechts führen kann. Wer es doch über das Wasser auf den Fairway schafft, muss zwar bergauf spielen, hat aber keine größeren Probleme zu befürchten.
Loch 12 fügt sich nahtlos in diese anspruchsvolle Kette ein. Das mit Par 4 ausgewiesene Loch ist ganze 405 Meter lang und dreht sich abwärts nach rechts. Es beginnt mit einer schmalen Waldschneise, bei der man möglichst gerade spielen sollte. Hat man das Knie des Dogleg rechts erreicht, kann man zwar das Grün tief unten gut anvisieren, doch ein Wasser links vor dem Grün und zwei Bunker um dieses herum locken noch einmal den Ball zu einem Besuch.
Da wirkt das dreizehnte Loch – Par 3 – mit seinen gut zweihundert Metern Länge fast schon als Erholung, trotz des Wassers rechts vom Grün. Doch die Telefonmasten mitten im Fairway vor dem Grün können schon mal die direkte Linie bei der Annäherung stören. Loch 14 – ebenfalls Par 3 – ist dagegen mit seinen nur 116 (!) Metern völlig ungewohnt auf diesem Platz. Doch zwei Bunker vor dem Grün erfordern eine genaue Zielansprache, um nicht in diesen Bunkern zu landen. Und hinter dem Grün stehen dicke Büsche!
Loch 15 ist ein wahrlich konsequentes Dogleg rechts (Par 4, 392 Meter). Im rechten Winkel schwenkt das Loch nach 200 Metern nach rechts ab. Ansonsten stellt dieses Loch keine größeren Anforderungen. Dafür hat man freien Ausblick nach links über das Tal auf die hohen Berge der „Nordkette“. Danach kommt das erste Par 5 der zweiten Runde. Von oben – aus dem „Adlernest“ – schlagen die Herren ab auf den Fairway. Wer den Wassergraben überwindet – was normalerweise kein Problem sein dürfte -, muss sich dann einen langen Hang hocharbeiten, bis er das Grün erreicht. Das Problem besteht hier darin, dass man selten gerade steht und am Hang leicht zu „fett“ schlägt.
Und noch ein Par 5! Der Abschlag der Herren erfolgt über einen schmalen Kanal zwischen den linken „Aus“ und zwei hohen Bäumen mitten im Fairway. Die Alternative, rechts von den Bäumen zu spielen, ist keine, weil sie zu weit von der Generalrichtung wegführt. Danach liegen einige Bunker ziemlich „blöde“ genau in der Flugbahn und drohen darüber hinaus auch noch mit hohen Kanten Richtung Grün. Man hat´s wirklich nicht leicht in Rinn! Der einzige Trost liegt in dem breiten Fairway.
Das letzte Loch – Par 3 – ist zwar nur 117 Meter lang, dafür aber ziemlich schmal. Außerdem führt es ziemlich steil bergan, rechts steigt der Hang steil an, links droht das Aus. Wer hier nicht richtig unter den Ball kommt, schlägt zu flach, so dass sich der Ball auf dem Fairway „tot läuft“. Wenn er aber an den beiden tiefen Bunkern erfolgreich vorbei gelaufen ist, lässt sich das Grün ohne Probleme erreichen. Das liegt malerisch unmittelbar unter dem Clubhaus. Glücklicherweise geht die Blickrichtung der Terrasse in die andere Richtung, so dass auch peinliche Fehlschläge am Grün von Loch 18 weitgehend unbemerkt bleiben…
Bleibt natürlich zu bemerken, dass sich bei dieser Runde, die von ganz oben nach ganz unten und zurück zur Mitte führt, immer wieder traumhafte Ausblicke auf die Tiroler Berglandschaft öffnen. Wenn dann noch „Kaiserwetter“ wie bei unseren beiden Runden herrscht, bleibt dem Golfer kein weiterer Wunsch mehr offen – außer, besser gespielt zu haben. Aber das kann ja noch werden, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Frank Raudszus
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