Der Protagonist in Murakamis neuem Roman „Die Ermordung des Commendatore“ ist von Beruf Portraitmaler und kann ganz gut davon leben. Doch als sich seine Frau nach sechs Jahren Ehe völlig überraschend von ihm trennt, verliert er die Fähigkeit und Motivation für die Malerei. Er flüchtet sich in ein einsam gelegenes Haus in den Bergen, das ihm ein Freund zur Verfügung stellt.
Dort jedoch begegnet ihm der obskure Wataru Menshiki, der nicht weit entfernt von ihm alleine wohnt und ein Portrait von sich in Auftrag geben will. Doch irgendetwas stimmt nicht mit diesem Nachbarn. Noch merkwürdiger jedoch ist ein leises Glockengeläut mitten in der Nacht, das unter einem Steinhaufen erklingt und alle Insekten zum Verstummen bringt. Der Maler wird jede Nacht davon wach und muss der Sache auf den Grund kommen, um wieder ruhig schlafen zu können. Außerdem findet er auf dem Dachboden des Hauses ein Gemälde mit dem Titel „Die Ermordung des Commendatore“. Dieses Bild übt einen ganz eigenartigen Eindruck auf ihn aus, dem er sich nicht zu entziehen vermag.
Der Rückzugsort birgt einige Geheimnisse, doch was ist mit Menshiki los? Langsam erkennt der Maler, dass der vordergründig sehr höfliche und großzügige Nachbar und Auftraggeber ihn auf subtile Weise manipuliert. Angefangen bei einem völlig neuen, von Menshiki angeregten Malstil bis hin zu der Öffnung der Felsengrube mit den geheimnisvollen Glocken……
Murakami hat wieder einmal einen skurrilen, geradezu gruseligen Roman vorgelegt, der systematisch eine hohe Spannung aufbaut und den man nicht aus den Händen legen kann. Man darf gespannt sein auf Band II.
Das Buch ist im Dumont-Verlag erschienen, umfasst 475 Seiten und kostet 26 Euro.
Barbara Raudszus
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