„Kunst Aufräumen“ ist ein wunderbares Betrachtungsbuch für Jung und Alt. Man nähert sich hier der Kunst auf ungewöhnliche Art, indem man das Werk in seine Einzelteile zerlegt.
Bei Paul Klees „Farbtafel“ ist das noch einfach zu bewerkstelligen, da es sich um verschiedenfarbige quadratische Formen handelt, die der Autor nach Farben sortiert und stapelt. Dabei treten durch das „Aufräumen“ die Nuancen von Farbigkeit und Form deutlicher hervor als im eigentlichen Bild. Wesentlich komplexer sind die Aufräumarbeiten bei Niki de Saint Phalles „Volleyball“. Auch hier sortiert der Autor nach Form und Farbe und stapelt sie Teile anschließend. Dabei türmen sich die Körperteile Arme, Beine und Kopf zu einem neuen bildnerischen Ausdruck. Das bunte Muster des Badeanzuges erscheint in aufgestellten Wirbelsäulen: einige Ornamente bleiben erhalten und schweben übereinander.
Weitaus banaler geht Ursus Wehrli mit Van Goghs „Schlafzimmer“ um. Hier räumt er tatsächlich das Zimmer auf und versammelt alle herumstehenden Möbel und Bilder an den Wänden auf oder unter dem Bett. Dabei wird deutlich, wie viele Teile der kleine Raum beherbergte, und man fragt sich, ob hier vielleicht renoviert werden soll.
Neunzehn Werke von Van Goghs Schlafzimmer aus dem Jahr 1888 bis zu Niki de Saint Phalles „Volleyball“ von 1993 hat der Autor in diesem Bilderbuch versammelt. Das Bilderbuch zeigt dabei Bilder von Miró, Magritte, Matisse, Mondrian und anderen bekannten Malern, zerlegt sie und setzt sie neu zusammen. Ganz spielerisch nähert man sich hier der Kunst und lernt durch diese Methode die Vielschichtigkeit der Werke kennen. Die wird besonders deutlich bei Brueghels „Dorfplatz“, auf dem es nur so von Menschen und Leben wimmelt und der leer und tot wirkt, nachdem der Autor alles Lebendige entfernt hat. Doch dann die Überraschung: in einem gigantischen Berg aus Leibern hat Wehrli alles Lebendige aufgehäuft und lässt uns Betrachter erstaunen über den unbändigen Fleiß dieses Malers.
„Kunst Aufräumen“ ist ein originelles Kunstbuch für Kinder und Erwachsene, das Spiel und Freude bei der Kunstbetrachtung in den Vordergrund stellt.
Das Buch ist im Verlag Kein & Aber erschienen, umfasst 48 Seiten und kostet 16,90 Euro.
Barbara Raudszus
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