Dieser Roman gehört zu einer Gattung, bei der man sich fragt, ob sie sich speziell an Jugendliche wendet oder aber einem unspezifischen Publikum die Probleme des Erwachsenwerdens nahebringen will. Im letzteren Fall besteht stets das Problem, dass der erwachsene Leser diese Lebensphase längst überwunden hat und dem Buch außer einem gewissen Wiedererkennungseffekt nichts abgewinnen kann. Im ersteren Fall dagegen steht gerade die jüngere Zielgruppe den Problemen verständnislos gegenüber, da ihren Vertretern die nötige Distanz für ein oftmals ironisch gebrochenes Verständnis fehlt.

Der Autor hat den Roman zeitlich kompliziert verschlüsselt und greift oft vor, um dann nachher zurückzuspringen. Das kann man als Metapher für das sprunghafte, unsichere Verhalten von Heranwachsenden sehen, diese Deutungsweise drängt sich jedoch nicht auf. Eher zerhackt diese Technik den Erzählfluss ohne zwingende Notwendigkeit. Dazu kommen inhaltliche Ungereimtheiten wie die unvermittelt ausbrechende lesbische Beziehung der beiden Mädchen, die sich emotional in keiner Weise anbahnt und genauso plötzlich wieder abstirbt. Ähnliches gilt für den Selbstmordversuch des jungen Mannes. Zwar ist der Freitod seit je durchaus eine existenziell-romantische Metapher der Jugend, aber auch er bahnt sich in diesem Roman in keiner Weise vorher an. Genauso wenig erfährt man anschließend etwas über die psychischen oder gar konkreten Gründe.
Trotz dieser grundlegenden Schwäche trifft Schomburg über lange Strecken den Ton junger Menschen und baut auch den seelischen Hintergrund und die altersbedingten Probleme recht glaubwürdig auf. Dieses Buch dürfte vor allem für junge Leute, die die schwierige Phase des Erwachsenwerdens gerade überstanden haben, eine lehrreiche Lektüre sein.
Das Buch ist im Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) erschienen, umfasst 255 Seiten und kostet 20 Euro.
Frank Raudszus
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